The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom
Über viele Jahre hinweg hat es Nintendo geschafft, den verstaubten Mantel des Konservativismus nie wirklich abzulegen. Es ist ein fester Bestandteil der Marke und wenn man andere Big-Player dem japanischen Spielegiganten gegenüberstellt und betrachtet, wie diese tollpatschig jedem neuen Buzz-Wort hinterherjagen, kann man feststellen, dass der Erfolg von Nintendo für sich spricht. Aber gerade bei Nintendos Aushängeschild Zelda, welches sich selbst nicht nur einmal zum Trendsetter gemausert hat, sind die Stimmen nach Veränderungen immer lauter geworden. Mit The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom erscheint nun nicht nur ein neues 2D-Zelda, sondern es handelt sich auch um den ehrlichen Versuch diversen Fan-Vorstellungen zu genügen, ohne dabei blind die eigenen Stärken aufzugeben.
Die lautesten Stimmen des hypersensiblen Zeitgeistes fordern schon lange, dass endlich mal Prinzessin Zelda selbst spielbar sein muss. Das hat ja sogar Mario geschafft. Ob nun als Projektions-Figur für eine weibliche Zielgruppe, oder einfach nur um die angestaubte 2D-Zelda-Formel ein wenig aufzumischen, Echoes of Wisdom ist der Fan-Wille Gesetz und so ist nun erstmals die titelgebende Prinzessin selbst die spielbare Hauptfigur.
The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom: Ein Zelda-Leveleditor
Der zweite Fan-Wunsch der letzten Jahre ist dem Release von Mario Maker geschuldet: Ein „Zelda-Maker“ soll es sein. Dem Fan ist es natürlich egal dass das Konzept der kurzlebigen Fastfood-Snacks eines Mario Maker-Levels sich kaum mit den vielschichtigen stundenlangen Spannungsbögen eines Zelda-Dungeons verträgt. Doch hier ersinnt Nintendo einfach eine solide Formel, die beiden Wünschen gerecht werden soll: Zelda schwingt nicht wie der grün-gekleidete Held das Schwert, sie ist bewaffnet mit einem Leveleditor.
Genau genommen funktioniert das so: Findet Zelda in der Welt neue Gegenstände oder Gegner, so kann sie diese erlernen und dann nach Belieben in den Levels heraufbeschwören. Ob Brückenbauen, Stapeln oder das Konstruieren gefinkelter Fallen, der Kreativität sind wahrlich keine Grenzen gesetzt. In der Praxis ist es dann so, dass man sich primär an den Monster-Beschwörungen versucht, welche über die unterschiedlichsten Fähigkeiten und Besonderheiten verfügen. Spinnen spannen Seile, Maulwürfe graben Löcher – eigentlich könnte sich Pokémon am neuen Zelda-Release eine Scheibe abschneiden.
Das Ganze ist natürlich verpackt in der gut bewährten 2D-Zelda-Formel: Es gibt ein großflächiges Hyrule zu erkunden, in dem Upgrades, Herzcontainer und das übliche Klimbim aufgestöbert werden wollen. Dungeons und große Bosse natürlich inklusive. Fast ein wenig schade, dass es sich um ein sehr Gimmick-beladenes Spiel handelt, denn so ein umfangreiches 2D-Hyrule in strahlendem HD-Gewand gab es noch nie.
Kreative Vielfalt, wenig spielerische Tiefe
Beim Erkunden der Welt kommt viel gute Laune auf, auch wenn man bei genauerer Betrachtung feststellen muss, dass irgendetwas fehlt. Viele der Levels wirken in der Tat wie aus einem Fan-Leveleditor, sind karg an Design-Merkmalen und Details und lassen ein wenig die spielerische Tiefe vermissen, die man sonst von der Serie kennt. Auch die Handlung und Welt an sich lassen die kreative Vielfalt der Zelda-Marke vermissen. Ist Zelda nun mal wirklich die Spielfigur, merkt man davon erzählerisch wenig. Die Welt ist gefüllt mit eindimensionalen Spielfiguren, die man genauso schnell vergisst, wie man sie getroffen hat. Das kompensiert aber natürlich ein wenig der „Mach dein eigenes Spiel“-Faktor. Die zahlreichen kreativen Gimmicks lassen sich unendlich kombinieren und laden, wie man es schon ein wenig von den 3D-Ablegern kennt, zum ausführlichen Experimentieren ein.
Fazit
Sei es drum, am Ende steht hier ein sehr interessanter Nintendo-Titel. Ein Spiel, das Spieler-Erwartungen gleichermaßen enttäuscht wie erfüllt: Mit einem Level-Editor, der keiner ist; einer weiblichen Spielfigur, die sich eher durch Gameplay definiert als politisch geladene Pseudo-Erzählungen. Da kann man sich schon über die Schwächen hinweg vertrösten: Einzigartig ist The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom in jedem Fall.
Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 7, Release: 26.09.2024, Link zur offiziellen Website