Konklave
Was für ein relevantes Religionsbild Edward Bergers apostolische Adaption Robert Harris‘ gleichnamigen Romans Konklave hätte werden können, hätten der Regisseur und sein Drehbuchautor Peter Straughton wenigstens halb so viel Energie auf den Plot verwendet, wie darauf, clever zu erscheinen. Doch umso verwickelter sich das im doppelten Sinn klerikale Kammerspiel aufbaut, umso abstruser wird der prophylaktische Plot um die Wahl eines neuen Papstes.
Die psychologische Dynamik untergraben flache Charakterentwürfe und die theosophische Trivialität des symbolträchtigen Szenarios. Die Bedrohung, die der von Ralph Fiennes mit epistolarem Ernst verkörperte Leiter der titelgebenden Zusammenkunft verhindern will, ist die Wiedereinführung von Latein als Amtssprache in Vatikanstadt.
Je beflissener die Story sich als liberal zu verkaufen versucht, desto offensichtlicher wird der konservative Konsens. Der zeigt sich bereits in der Etablierung der kirchlichen Kongregation als mehrheitlich progressives Protektorat irdischer Ideale. Fiennes Kardinal Lawrence und Kardinal Bellini (überzeugend: Stanly Tucci) sind gegenwartsnahe, gewissenhafte Galionsfiguren eines majestätischen Männerbundes, der sogar Frauen wie Schwester Agnes (Isabella Rossellini) Einfluss abtreten will, Korruption ausmerzt und Intrigen bloßstellt.
Dabei wird geschickt eine kongenial kalkulierte Doppelmoral lanciert. Stimmenkauf? Zutiefst verwerflich! Kirchlichen Kindesmissbrauch vertuschen, sexuelle Ausbeutung von Schwesternschülerinnen und Nazi-Sympathien? Nur menschliche Schwächen. Und transphobe Rhetorik kommt von der einzigen queeren Figur. Pietistische Perfide in Perfektion.
Regie: Edward Berger, Drehbuch: Peter Straughan, basierend auf dem Roman von Robert Harris, Darsteller: Ralph Fiennes, Jacek Koman, Lucian Msamati, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: 21.11.2024