Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
Walter Moers schreibt weiter fleißig an seinem Zamonien-Zyklus weiter. Nach dem erst letztes Jahr der Briefroman Die Insel der Tausend Leuchttürme erschien, gibt es heuer bereits das nächste Zamonien-Werk. Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte ist die erste Kurzgeschichtensammlung aus dem fantastischen Reich. Oder wie Moers es nennt: Zwanzig Flabeln.
Die werden wie immer (oder meistens) vom fiktiven Autor Hildegunst von Mythenmetz erzählt bzw. übersetzt. U.a. gibt es die Geschichte des titelstiftenden Einhörnchens Kelvin, dass in seiner Midlife Crisis beschließt in Zukunft nur mehr rückwärts zu leben, um dem Tod von der Schaufel zu springen. Es gibt ein Wiedersehen mit so manchen Figuren und Details zu deren Verbleib und weiteren Entwicklungen.
Zu dem gibt es diesmal auch immer wieder Parallelen zu unserer „realen Welt“, mit Themen wie dem Klimawandel, Lieferdiensten, Transgender OPs, etc. Diese Brüche sind als satirisches Mittel durchaus gelungen, führen aber hier und da auch ein wenig zum Stirnrunzeln.
Manchmal sind die Geschichten kaum mehr als skizzenhaft, dann gibt es aber auch wieder rundum befriedigende Einträge. Man hat ein bisschen den Eindruck, dass Moers mit dieser Veröffentlichung beides macht: Ein wenig lieblose Resteverwertung, ebenso wie geniales Set-up für weitere Romane. Rundum zufrieden stellen wird Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte wohl keinen Zamonien-Enthusiasten. Aber es ist dennoch ein nettes und kurzweilig unterhaltendes Werk, das nicht in der Sammlung fehlen sollte. Optisch ist die gebundene Ausgabe sowieso wieder ein Genus, wie immer halt. Beim nächsten Mal, darf es aber gern wieder ein wenig mehr werden.
Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte: Zwanzig zamonische Flabeln von Walter Moers, 176 Seiten, erschienen im Penguin Verlag.