Transit Visa

In Transit Visa erzählt Nicolas de Crécy von sich und seinem Cousin und wie sie mit einem schrottigen Citröen Visa einen Road Trip unternommen haben.

Im Jahr 1986, kurz nach Tschernobyl, reisen die 20-jährigen Cousins Nicolas und Guy mit ihrem Schrotthaufen von einem Citröen durch die Welt. Sie stopfen den Wagen voll mit Büchern, die ihnen zwar wichtig sind, die sie aber doch nie lesen werden, schnappen sich Schlafsack und Zigaretten und ab geht die Reise. Durch Norditalien, das damalige Jugoslawien, Bulgarien und die Türkei. Sie werfen einen Blick hinter den Eisernen Vorhang und lernen den ländlichen Alltag in Anatolien kennen. Dabei wird Nicolas auch immer wieder mit seinen Kindheitserinnerungen konfrontiert. Und egal wo die Reise hinführt, die beiden verlieren nie ihren Humor.

Transit Visa von Nicolas de Crécy ist ein großer Roadtrip in die Vergangenheit. Es ist stets erstaunlich, wie vieles sich geändert hat und wie viel doch gleich geblieben ist, in diesen knapp vierzig Jahren. Manches schien leichter, anderes schwerer als heute. Die Graphic Novel ist eine große Mischung aus wahren Reiseerlebnissen, genauen Beobachtungen und autobiographischen Momenten, durchmischt mit viel Fantasie und stellenweisen Surrealismus. Auch die (Selbst)Ironie kommt nicht zu kurz.

Optisch ist das alles höchste Klasse. Die Zeichnungen in Transit Visa sind grandios. Mal farbenfroh, mal düster, werfen sie einen nostalgischen, aber auch ehrlichen Blick auf die Welt Mitte der 80er Jahre. Der Text ist jedoch stellenweise zu ausufernd und wiederholend. Oder, man könnte sagen, auch zu wenig spannend. Da hat man oft das Gefühl nicht nur die Gespräche, sondern auch die Gedanken der Protagonisten drehen sich im Kreis. Vielleicht wäre in diesem Fall weniger mehr gewesen und es hätte genügt, die Bilder für sich sprechen zu lassen. Transit Visa ist jedenfalls ein visuell berauschender Rückblick auf eine vergangene Zeit.

Transit Visa von Nicolas de Crécy, 416 Seiten, erschienen bei Reprodukt.