Fleischfoto (c) 2024 C.V. Hunt, Andersen Prunty, Festa Verlag(1)

Fleischfoto

Fleischfoto ist die erste literarische Zusammenarbeit zwischen C.V. Hunt und ihrem Ehemann Andersen Prunty. Beide sind für ihre abseitigen Geschichten bekannt. Mit C.V. Hunt hat uns der Festa Verlag in der Vergangenheit bereits ein paar Male beglückt. Von Andersen Prunty stellt dies die erste Übersetzung ins Deutsche dar.

Die Geschichte zerfällt in viele einzelne Erzählungen, die durch einen roten Faden, das Fleischfoto, zusammengehalten werden. Im Zentrum steht eine dysfunktionale Familie, auf die wir immer wieder treffen. Verschiedene Akteure werden einem solchen Fleischfoto habhaft und kleben es sich vors Gesicht. In weiterer Folge werden sie davon derart euphorisiert und aufgegeilt, dass sie die unglaublichsten Taten an ihren Mitmenschen vollführen. Am Ende tauchen dann auch noch Nicolas Cage und Keanu Reeves auf.

Chad hatte vergessen, was er tun sollte. Er war sich ziemlich sicher, dass seine Mutter ihm gesagt hatte, er solle das Foto sich oder seinem Vater in den Arsch schieben. Aber ganz sicher konnte er sich nicht sein. Es klang nicht richtig.

Das Resultat dieser Erzählung liest sich ein wenig als hätte man Chuck Palahniuk und Carlton Mellick III mit einem Sack voll Amphetamine für ein Wochenende gemeinsam eingesperrt und gezwungen eine Geschichte miteinander zu schreiben. Der Hintergrund zu Fleischfoto ließe sich in viele unterschiedliche Richtungen deuten, die jetzt hier nicht alle interpretiert werden sollen, aber auf jeden Fall zur Interessantheit und zum Gelingen des Romans beitragen.

Fleischfoto ist entweder genial oder völlig gaga. Die endgültige Entscheidung darüber liegt wohl nicht zuletzt an der Aufgeschlossenheit der Leser, sich auf etwas komplett anderes einzulassen. Die Gewalt- und Ekelspitzen in der Geschichte werden für manche sicher zu viel sein. Gleichzeitig sind sie so dermaßen over the top, dass sie erfahrene Leser wahrscheinlich eher zum Lachen als zum Kotzen bringen werden.

Dennis war noch nie so tief in Bret drin gewesen.
„Mein Gott!“, sagte Dennis, „Ich bin fast bis zum Ellenbogen drin“
Bret drehte den Kopf und blickte über die Schulter. Dennis war sich sicher, dass er einen absolut seligen, ekstatischen Gesichtsausdruck hatte, aber aufgrund der Fleischfotomaske vermochte er es eigentlich gar nicht zu sagen.

Alles in Allem halte ich fest, Fleischfoto hat mich zwar manchmal genervt – und war aber gleichzeitig der wildeste literarische Ritt seit langem für mich. Schwer zu empfehlen für alle, die sich von sowas angesprochen fühlen. Eine derbe Komödie mit viel Hintersinn, die sich nicht davor scheut, manchmal auch richtig blöd zu sein.

Fleischfoto von C.V. Hunt und Andersen Prunty, 224 Seiten, erschienen im Festa Verlag.

Fleischfoto