Merel (c) 2024 Clara Lodewick, Carlsen Verlag(2)

Merel

Merel ist Mitte vierzig. Sie lebt kinderlos in einem niederländischen Dorf, züchtet Enten und Gänse und schreibt Sportnachrichten für die Regionalzeitung. Eigentlich hat Merel ein ziemlich gutes Standing in ihrer Gemeinschaft. Doch ein achtlos in die Welt gestreutes Gerücht genügt und Merels Welt wird an allen Ecken und Enden ausgehebelt. Ohne zu wissen, wie ihr geschieht, sieht sie sich plötzlich lauter Anfeindungen und Attacken ausgesetzt.

Merel ist die erste Graphic Novel der jungen niederländischen Künstlerin Clara Lodewick. Mit einem präzisen Blick und viel Einfühlungsvermögen erzählt Lodewick von einem Mobbingfall in einer kleinen Dorfgemeinschaft. Dabei zeigt die Autorin ein besonders feinsinniges Gespür für die leisen Zwischentöne. Die Geschichte wird von mehreren Blickwinkeln beleuchtet. Die Charaktere entwickeln sich überraschend und verhalten sich dabei stets glaubwürdig.

Merel verblüfft und befriedigt mit einem anspruchsvollen Storytelling. Insgesamt wirkt die Erzählung beinahe schon zu raffiniert um noch ein Debüt zu sein. Der einfache Zeichenstrich Clara Lodewicks unterstreicht die emotionalen Momente und fügt sich perfekt dem Dienst der Geschichte ein.

Merel ist ein erwachsener Erzähl-Comic auf höchstem Niveau. Von dieser Sorte gibt es nie genug und dennoch sind sie eher rar gesät. Klare Leseempfehlung für alle die nicht nur wollen, dass die Geschichte an sich – sondern auch sie selbst als Leser ernst genommen werden.

Merel von Clara Lodewick, 160 Seiten, erschienen im Carlsen Verlag.

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