Jovantore
Manga ist schon lange kein japanisches Phänomen mehr, sondern ein Genre, das inzwischen Künstler überall auf der Welt nachahmen. Quasi kulturelle Aneignung. Doch Spaß bei Seite. Denn wenn der vorliegende Manga Jovantore eines nicht ist, dann eine spaßige Angelegenheit.
Jovantore entführt die Leser in eine dunkle Science-Fiction Welt. An einem finsteren Ort, wo Maschinen regieren, Menschen mutieren und statt einer Sonne mehrere Monde über der Welt erscheinen, wacht die junge Rita plötzlich auf, nachdem sie von einer alten Hexe eine mysteriöse Uhr erhalten hat. Sie wird gefunden von Hatori, einem jungen Widerstandskämpfer und Murf, einem Mensch-Schnabelwesen-Hybrid. Zusammen versuchen sie die Finsternis zu durchdringen und auf den höchsten Gipfel von Jovantore zu gelangen.
Der österreichische Zeichner Daniel Eichinger entwirft in seinem ersten großen Manga eine dystopische Welt, die ihre Einflüsse wohl vor allem aus den 1980ern des Genres bezieht. Der Einfluss von Cyberpunk á la Akira oder Tetsuo: The Iron Man ist von Anfang an klar zu erkennen. Die Story erinnert wohl nicht von ungefähr an Alice im Wunderland. Doch auch Spuren von Albert Pyuns philosophisch unterfütterten Sci-Fi-Action-Film Cyborg sind zu erkennen. Große Einflüsse also. Und wie ist Jovantore selbst?
Nun, die metaphorisch-metaphysisch aufgeladene Story hätte für meinen Geschmack ruhig ein bisschen konkreter werden dürfen. Im Anhang des Comicbands findet sich ein kurzes Interview mit Daniel Eichinger, indem er jedoch erzählt, dass ihm der Raum für Interpretation sehr wichtig war. Gut, soll sein. Denn die eigentliche Stärke von Jovantore liegt definitiv ohnehin in Eichingers Artwork. Und das ist nah dran am Meisterwerk.
Zugegeben, man braucht schon einen Hang zur düsteren Optik um in diesen Bildern eintauchen zu können. Aber Kenner und Fans des Themas werden ihre helle Freude haben an den Details und der expressionistischen Kraft von Daniel Eichingers Zeichnungen. Es ist das Artwork, das die Leser wohl immer wieder zu dieser Geschichte zurückführen wird – und sie wahrscheinlich auch mehr und mehr aus der Story herauslesen lassen wird. Mit Egmont hat Daniel Eichinger jedenfalls einen großen Verlag akquiriert, der seine Story schön und qualitativ hochwertig präsentiert. Man darf gespannt sein, was er in den kommenden Jahren noch produzieren wird.
Jovantore von Daniel Eichinger, 336 Seiten, erschienen bei Egmont.