My Heart Is A Chainsaw (c) 2023 Stephen Graham Jones, Buchheim Verlag(1)

My Heart is a Chainsaw

Nach The Only Good Indians legt Stephen Graham Jones mit My Heart is a Chainsaw erneut einen vielschichtigen Indianer-Horrorroman vor – und übertrumpft damit den formidablen Vorgänger sogar noch ein wenig.

Erzählt wird die Geschichte von Jade, die als Außenseiterin auf der Highschool sich nur für Slasher-Filme interessiert. Als ihr ein Selbstmordversuch missglückt, gerät zufällig ein Handy in ihre Hände. Auf dem befindet sich ein Video, auf dem die Ermordung zweier niederländischer Touristen zu sehen ist. Jade ist überzeugt, dass ein Killer die Gegend unsicher macht. In ihrer Schulkollegin Letha glaubt sie das Final Girl zu erkennen – also jenes Mädchen, das als einzige den Angriff eines Slashers überleben und ihn zur Strecke bringen kann. Jade versucht Letha auf dieser Mission zu unterstützen und darauf zu trainieren.

Final Girls sind das Gefäß, in dem wir all unsere Hoffnung aufbewahren. Ich meine, Bösewichte sterben nicht einfach von selbst. Manchmal brauchen sie Hilfe in Form einer Furie, die auf sie zurennt, den Mund zum Schrei aufgerissen, die Augen weißglühend, das Herz für immer rein.

Stephen Graham Jones schreibt wahrscheinlich die literarischste Form von Horror, die es zurzeit gibt. Seine Romane und Themen sind komplex, teilweise experimentell, fordern die Leser heraus und wollen ergründet werden. Das ist dann natürlich nicht unbedingt die leichte Unterhaltungslektüre für nebenbei. Aber sie ist es unbedingt wert erarbeitet zu werden. My Heart is a Chainsaw enthält gleich mehrere wichtige und wuchtige Themen, wie Kindesmissbrauch, Außenseitertum, Rassismus und Gentrifizierung. Jones verwebt das alles zu einer außergewöhnlichen Prosa.

In My Heart is a Chainsaw bleibt Stephen Graham Jones seinen etablierten Themen treu. Im Mittelpunkt steht wieder eine Protagonistin mit uramerikanischen Ureinwohner-Wurzeln. Auch der Slasher ist eine beliebte Form in Jones‘ Romanen. Bei My Heart is a Chainsaw macht er das Genre an sich zum Hauptthema des Romans. So geht die Handlung nur langsam voran, während wir Jade bei ihren langen Überlegungen und Ausführungen zum Slasher-Film folgen dürfen. Das ist zwar manchmal etwas redundant, aber sehr oft auch hochunterhaltsam.

 

Der Buchheim Verlag veröffentlicht den Roman innerhalb der Cemetery Dance Germany Reihe. Das sind hochqualitative Hardcover, limitiert auf 999 Stück, illustriert und signiert von Autor und Illustrator. Die Bücher dieser Reihe erscheinen nicht im regulären Buchhandel und sind direkt über die Seite des Verlags zu beziehen. Die Übersetzung von Iris Bachmeier ist nicht immer ganz astrein.

So wird das italienische Filmgenre Giallo zum Beispiel in der Mehrzahl konsequent falsch zu „Giallos“ gesteigert (statt richtiger Weise zu Gialli). Auch der Filmtitel Faster, Pussycat! Kill! Kill! wird wörtlich übersetzt, anstatt auf den herrlichen deutschen Filmtitel Die Satansweiber von Tittfield zurückzugreifen. Aber das sind zugegeben Spitzfindigkeiten und im Großen und Ganzen schafft es die Übersetzerin sehr gut den poetischen (und teilweise auch hantigen) Stil von Stephen Graham Jones ins Deutsche zu übersetzen.

My Heart is a Chainsaw ist der Auftakt zur Indian Lake-Trilogie des Autors. Der zweite Teil ist ebenfalls bereits in deutscher Übersetzung erschienen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll auch ein anderes Mal erzählt werden.

My Heart is a Chainsaw von Stephen Graham Jones, 456 Seiten, erschienen im Buchheim Verlag.

My Heart Is A Chainsaw




Entdecke mehr von pressplay

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen