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Super Mario Bros. Wonder

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Plattformer

Als der lang erwartete Super Mario-Film in die Kinos kam, war der Erfolg fast vorprogrammiert: Mario hat im kollektiven Bewusstsein eine allgegenwärtige Präsenz eingenommen – eine Präsenz, die beinahe nur mehr mit Disneys Mickey Mouse zu vergleichen ist. 40 beeindruckende Jahre an Geschichte hat Mario auf dem Buckel und obwohl wir vermutlich alle in einer anderen Zeit mit dem Springen und Stampfen im Pilzuniversum begonnen haben, eint uns alle ein Umstand: Mit Mario verbinden wir ein Stück Kindheit.

Nostalgie ist in der heutigen Zeit eine gefährliche Waffe, die von berechnenden Corporate-Konstrukten gnadenlos eingesetzt wird, um die Geldbörse zu befeuern. Ein Produkt wie Der Super Mario Bros. Film, dem die Künstler des Studios Illumination mit aller Kraft Emotion und visuelle Brillanz verliehen haben, schafft es da mühelos uns zurück in diese Kindheit zu versetzen. Bei mir triggert das Erinnerungen an eine Zeit in der auf dem NES drei Mario-Titel existierten. In der auf dem Schulhof Mario-Sammelbilder die Runde machten: Bunte Bildchen von Gegnern und Items, die man selber noch gar nicht im Spiel gesehen hatte. Die Auseinandersetzung mit dem Mario-Universum war das Füllen der inneren Leinwand mit einer schier endlos wirkenden Palette an lustigen Geheimnissen und unvorstellbaren Gerüchten. Einfach ausgedrückt: Ein wahres Abenteuer.

Wie auch immer man nun Super Mario Bros. Wonder ins Deutsche übersetzen mag, ob Freude oder Glück, oder Staunen und Wunder, die Designer von Nintendo scheinen es sich bei der Entwicklung des neuesten Mario-Plattformers zum Ziel gemacht zu haben, genau diese Emotion der Kindheit für ein breites Publikum greifbar zu machen.

Zuletzt wirkte die 2D-Mario Formel nämlich ziemlich ausgenudelt. Nach fünf sterilen Einträgen in der berechenbaren New Super Mario BrosReihe, exakt 401 Levels gehalten im identen Primärfarben-Stil des erstickenden Mario-Design-Karalogs, untermalt vom selben monotonen Soundtrack, gehalten im ewig gleichen vierstufigen Level-Design-Prinzip, ausgefüllt mit identen Plots mit sich niemals ändernden Akteuren, fühlte sich der Release einer neuen Ausgabe beinahe wie ein Tag in Groundhog Day an. 2D-Mario konnte sich zuletzt nur noch über die verlässliche Qualität der immer weiter verfeinerten Mario-Engine behaupten.

Doch Emotion, Freude, oder Staunen – da gehört weit mehr dazu als nur das Feinjustieren einer industriellen Formel. Was die Designer von Nintendo in den letzten zehn Jahren dann dazu bewegt hat, ihre Hausaufgaben zu machen, war wohl der Release der Mario Maker-Reihe, der eine wahre Explosion an Kreativität hervorbrachte: Spieler aus Allerwelt kreierten Levels, die teilweise kaum noch in das enge Korsett der Mario-Reihe passten und brachten Spieler über die Jahre immer wieder zum Staunen.

Und es ist genau dieser Ansatz, der nun bei Super Mario Bros Wonder von der ersten bis zur letzten Minute den Ton angibt. Regeln? Gibt es nicht. Berechenbarkeit? Keine Chance.

Das beginnt schon allein beim visuellen Design. Die emotionslose Palette klassischer Lego-Farben weicht dem warmen, verträumten Stil des Illumination-Films. Lieblos animierte 3D-Models weichen lebhaften Stilbildern, die mit dem Fokus auf ikonische Keyframes das Beste aus der Welt der Animation mit sich nehmen und endlich auch den Charme entwickeln, der sonst nur Pixel-Stilen vorbehalten bleibt. Die Hintergründe bersten vor visuell einfallsreichen Bühnenbildern, die jedes einzelne Level mit eindrucksvollen Effekten zum Leben erwecken. Man findet im chaotischen Spielgeschehen ein Feuerwerk an visueller Brillianz, das für 2D-Plattformer neue Maßstäbe setzt. Nicht zuletzt, da sich mit dem Blumenkönigreich als Kulisse ein wahres Universum mit neuen Gegnern und Gimmicks öffnet.

Doch auch der Spielablauf an sich bietet schier grenzenlosen Ideenreichtum: Mal ganz abgesehen von den titelgebenden Wonder-Effekten, die in jedem Level einmal den Tisch umwerfen und den Spieler mit völlig irren Plot-Twists überraschen. Da schießt ein mondänes Sprungbrett den Spieler schonmal bis in All, wo er sich dann als Ballon durch den Rest des Levels pustet, oder das gesamte Level rollt sich als Lawine auf, die man ins Ziel reitet, oder der Spieler verwandelt sich in einen Schleimball, der mühelos über alle Wände kriecht. Schlicht die Effekte zu beschreiben macht fast keinen Sinn: Die Essenz umfasst das Gefühl, dass man bis zum Schluss nie weiß, was man erwarten kann. Es gibt aber nicht nur normale Levels. Die Weltkarte liefert dem Spieler freie Auswahl dutzender Abwechslungen, die bisher nur 3D-Mario-Spielen vorbehalten war: Von wilden Verfolgungsjagden, zu kleinen Puzzles, Sucheinlagen, Rhythmus-Spielen. So ziemlich alles, worauf die Designer Bock hatten findet irgendwo seinen Platz.

Mario selbst löst sich ebenfalls von den gewohnten Regeln. Hat bisher immer nur ein einzelnes Plattforming-Gimmick den Spielablauf geprägt, sei es ein Dreifachsprung, ein Extra-Spin oder die Eigenheiten von verschiedenen Spielfiguren, gibt es diesmal keine Abstriche: In Form von Badges kann der Spieler frei aus dutzenden Variationen wählen und so noch einmal das Geschehen nach freiem Belieben verfeinern. So ziemlich alles, was man aus der Vergangenheit kennt, findet irgendwo einen Platz, von Luigis Flattersprung zum Glider von Peach. Doch genau diese Bühne nutzen die Designer auch um jede erdenkliche neue Idee auszuprobieren. Grapple-Hook gefällig? Kein Problem. Mal einfach das gesamte Spiel unsichtbar Durchspielen? Mit dabei. Dauerlaufen? Kein Problem. Fast nur Randnotiz sind da die 11 Spielfiguren, aus denen sich frei wählen lässt und die zum Beispiel als Yoshi noch einmal ein wenig Gestaltungspotential oben drauf bieten.

Auch die Extrafähigkeiten durch Items kommen nicht zu kurz. Allen voran das Elefantenupgrade, das den Spieler in einen gewaltigen um sich schlagenden Elefanten verwandelt. Was absurd aussieht, ist aber bis ins kleinste Detail ausformuliert und funktioniert so einwandfrei, als wäre es seit 40 Jahren mit dabei. Der Bohrhelm erlaubt es durch Decken und Böden zu graben und das Seifenblasen-Power-Up wirkt auf den ersten Blick zwar etwas fad, öffnet aber die Palette an Plattforming-Finesse für allerlei Schabernack.

Man merkt schon: Es ist fast unmöglich, all die kleinen Details, die in dem Spiel stecken, ausführlich zu beschreiben. Die Essenz ist, dass im Grunde 40 Jahre-Plattforming-Erfahrung genauso mit drin stecken wie auch gut durchdachter neuer Schnickschnack, Dark Soulsartige Online-Funktionen inklusive.

Geprägt ist dieses Feuerwerk an Tip-Top-Plattforming-Content durch die erlösende Freiheit, für jeden Spieler das Geschehen nach eigenem Ermessen zu gestalten. Eine extrem freie Auswahl auf den meist offenen Karten, zusammen mit den Badges und Online Funktionen, sorgen dafür, dass vermutlich kein Spieler das Spiel gleich erleben wird. Schwierigkeits-Ratings der Level lassen den Spieler das Erlebnis nach eigenem Belieben optimieren, sodass wirklich jeder, vom Kleinkind zum Gaming-Veteranen, ein optimales Erlebnis hat. Viel wichtiger aber: Die selben Features sorgen dafür, dass Super Mario Bros Wonder auch über viele Jahre spielbar bleiben wird. Beliebiges wiederholtes Durchspielen ist bei all dieser Vielfalt Pflicht.

Super Mario Bros Wonder ist nicht einfach nur sein Sequel, also mehr von allem, oder einfach nur besser als  seine Vorgänger. Dem Spiel ist nach 40 Jahren etwas gelungen, das angesichts der schier unendlichen Vielfalt des Plattforming-Genres beinahe unmöglich schien: Es stellt defacto die Plattforming-Referenz dar und das nicht durch irgendeine Form technischer Errungenschaft. Das Spiel schafft es mühelos, das Versprechen der Mario-Reihe selbst nach vier Jahrzehnten noch einmal einzulösen: Folge mir in diesen Hasenbau und ich zeige dir ein Abenteuer.

Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1-4, Altersfreigabe (PEGI): 3, Release: 20.10.2023, Link zur Homepage




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