Amalia
Amalia ist beruflich gut aufgestellt, Mutter einer kleinen Tochter, sowie Teilzeitmutter der Teenager-Tochter ihres Partners Karim aus voriger Ehe. Amalia droht zwischen all diesen Rollen immer mehr aufgerieben zu werden. Mit zunehmender Belastung lernen Amalia und ihre Familie den Fokus ihres Lebens nochmal genauer nachzuschärfen.
Aude Picault ist Autorin und Zeichnerin mehrerer Bücher für Kinder und Erwachsene. Amalia ist ihre zweite „erwachsene“ Graphic Novel im Reprodukt Verlag. Nach der bittersüßen Beziehungs- und Emanzipationsgeschichte Ideal Standard, folgt nun eben die Burnout-Geschichte Amalia. Eine Erzählung, die gerade Anfangs mitunter recht weh tut. Doch wie gewohnt geht die Autorin auch in dieser Geschichte einen versöhnlichen Gang und die Protagonistinnen kriegen ein wohlverdientes Happy End spendiert.
Was Aude Picaults Stil besonders ausmacht ist die genaue Beobachtung unserer gesellschaftlichen Rituale und Manierismen, die sie gekonnt in Wort und Bild umsetzen kann. Sie tut das jedoch ohne jeglichen moralischen Fingerzeig oder ohne es uns aufs Aug zu drücken. All das verpackt sie in niedliche, bunte, cartoonhafte Bilder, die geschickt kaschieren, wie viel Ernst darunter liegt. Amalia ist dabei vielleicht dennoch eine Spur weniger subtil und gewitzt, als der Vorgänger Ideal Standard. Und trotzdem ist auch Amalia wieder eine erheiternde und erhellende Lektüre. Jede/r mit Erfahrungen mit Lebenskrisen, wird sich in Aude Picaults süßen Bildern wiederfinden – und hoffentlich dabei auch ein wenig schmunzeln können.
Amalia von Aude Picault, 148 Seiten, erschienen bei Reprodukt.