New York 2140
Mit New York 2140 erschafft Kim Stanley Robinson eine umfangreiche Zukunftsvision und ein eindringliches Porträt einer Stadt und deren Bewohner.
Über einhundert Jahre in der Zukunft ist der Meeresspiegel so weit angestiegen, dass die Straßen New Yorks sich in Kanäle verwandelt haben. Aus den Wolkenkratzern sind Inseln geworden. Aber New York ist ja bekanntlich die Stadt, die niemals schläft, und so geht das Leben dort weiter seinen gewohnten Gang. In einem Haus treffen die Schicksale verschiedener Bewohner aufeinander und verknüpfen sich. Da wäre Insepktorin Gen, die das Verschwinden von Mutt und Jeff untersucht. Oder der Hausmeister Vlade, der plötzlich Sabotageakte am Haus entdeckt. Und dann sind da auch noch Charlotte, Amelia, Franklin, ein anonymer Bürger und noch mehr, die ihre eigenen Geschichten erleben, aber auch mit den anderen Hausbewohnern in Berührung kommen.
Die Fenster direkt über der Wasserlinie waren mit schwarzen Gittern versehen; die höheren hatten keine Gitter, und viele standen offen, um frische Luft reinzulassen. Es war ein milder Septemberabend, weder stickig noch brütend heiß. Ein Moment im skandalösen Wettergeschehen der Stadt, in dem man sich sonnen, den man genießen konnte.
New York 2140 ist vor allem ein Porträt, ein Porträt der Welt, der Stadt New York und exemplarisch einiger weniger Einwohner. Dabei geht es Kim Stanley Robinson vor allem darum ein möglichst realistisches Bild seiner Zukunftsvision zu entwerfen. Man hat (und das ist in diesem Fall nicht wertend gemeint) nie das Gefühl einen Sci-Fi Roman zu lesen, so nachvollziehbar und glaubwürdig schildert er diese zukünftige Welt. Robinson vermittelt viel mehr das Gefühl einer gegenwärtigen Geschichte beizuwohnen, einem derzeitigen Porträt einer untergegangenen Stadt. Und das ist definitiv eine Meisterleistung von ihm, seinen Roman derart realistisch zu schildern.
Jedoch darf man sich als Leser kein spannungsgeladenes Buch voller Abenteuer und Tempo erwarten. Das bedeutet nicht, dass New York 2140 langweilig ist, aber es geht nicht um Action. Robinson legt weniger Wert auf eine wendungsreiche Handlung oder Figurenentwicklung, sondern auf ein Erlebnis. Man soll den Roman und das darin entworfene Porträt viel eher erleben und das tut man auch, das gelingt Robinson ohne Zweifel. New York 2140 ist definitiv ein Erlebnis und Ereignis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Ein unglaublich dichter, glaubwürdiger, aber auch optimistischer Roman über eine mögliche Zukunft unserer Welt. Vor allem, wenn wir so weitermachen, wie bisher.
New York 2140 von Kim Stanley Robinson, 816 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.