Die verlorenen Briefe
Iode Sea wartet seit langem auf einen Brief seiner Mutter, der einfach nicht ankommt. Iode ist ein Menschenjunge der in einem Küstenort lebt, dessen Bewohner Mensch/Fisch-Hybriden sind. Auf Iodes Kopf sitzt meistens Pelikan Pelli. Iode beschließt in die Ortschaft zu fahren, um beim Postamt nachzufragen. Ehe er sich’s versieht hat er sich mit der Anhalterin Frangine eine Menge Ärger an Bord geholt. Die Fischpolizei und einen Kraken-Mafiaboss mitsamt seinen Schergen hat das Duo schnell ins Visier genommen.
Die verlorenen Briefe ist das Comic-Debüt von Jim Bishop, welches letztes Jahr in Frankreich erschien und nun in deutscher Übersetzung hochwertig von Cross Cult herausgegeben wird. Die hübschen, gefälligen Zeichnungen von Jim Bishop werden in bunten Pastellfarben getaucht, was dem ganzen eine ziemliche Bonbon-Optik gibt. Inhaltlich sind Die verlorenen Briefe eine höchst schräge Angelegenheit. Verschrobene Charaktere, märchenhafte Elemente vermischen sich mit Slapstick, Gangster-Action und Zitate-Reigen. Der Kraken-Gangsterboss hört etwa auf den Namen Howard Phillps – Lovecraft lässt grüßen.
Das alles ist über weite Teile dermaßen seltsam und dabei aber total herzig. Am Ende nimmt Die verlorenen Briefe jedoch plötzlich eine unerwartet tragische Wendung, die irgendwie nicht so richtig zum Rest passen will. Jim Bishop will mit seiner Geschichte laut Eigenaussage dem japanischen Studio Ghibli und dessen Schöpfer Hayao Miyazaki (Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland, etc.) huldigen. Hat natürlich was. Optisch jedenfalls erste Klasse, bleibt die gewöhnungsbedürftige Story – und besonders der Schluss – wohl Geschmackssache.
Die verlorenen Briefe von Jim Bishop, 208 Seiten, erschienen bei Cross Cult.