Mensch plus
Mensch plus von Frederik Pohl gilt als ein großer Klassiker der Sci-Fi Literatur. Diesen Ruf hat er sich nicht nur verdient, sondern ist auch heute noch spannend und faszinierend.
Die Menschheit steht kurz vor ihrer Vernichtung. Ein globaler Krieg droht das Leben auf der Erde zu vernichten. Deswegen wird eifrig an einem Programm zur Kolonisierung des Mars gearbeitet. Aber um auf dem unwirtlichen Nachbarplaneten ohne Hilfsmittel zu leben, muss der menschliche Körper angepasst werden. Der ehemalige Astronaut Rogar Torraway wird für das sogenannte Mensch-Plus-Porgramm ausgewählt. Die Wissenschaftler verwandeln ihn Stück für Stück in ein neues Wesen. Halb Mensch, halb Maschine. Auch wenn er äußerlich keine Ähnlichkeit mehr mit seinen Mitmenschen hat, bleibt er innerlich jedoch einer. Und genau hier liegt sein Konflikt.
Es ist notwendig, von Roger Torraway zu berichten. Ein menschliches Wesen scheint nicht besonders wichtig zu sein, wenn acht Milliarden leben. Nicht wichtiger als etwa ein Mikrochip in einem Datenspeicher. Aber ein einziger Chip kann entscheidend sein, wenn er eine fundamentale Information enthält, und Torraway war genau auf diese Art wichtig.
In Mensch plus beschäftigt sich Frederik Pohl mit der Frage nach Menschlichkeit. Ein Thema, das in der Sci-Fi sehr beliebt ist. Aber es geht auch darum, wie viel ein Mensch bereit ist zu ertragen, wo die körperlichen und geistigen Grenzen liegen und wie weit man einen Menschen verändern kann. Auch die Optimierung des Körpers spielt eine Rolle. Technische Eingriffe in die Biologie eines Menschen. Wie kann der Protagonist noch die Realität seiner Umgebung richtig erkennen, wenn ein Computer seine Sinneseindrücke vor dem Eintreffen ins Gehirn filtert? Aber Pohl behandelt in seinem Roman auch den Umgang der Menschen miteinander und dem Planeten. Wie wir uns konsequent an den Rand des Abgrunds treiben und schlussendlich selbst vernichten.
Diese Aspekte erhalten am Ende nochmal eine zusätzliche Dimension, wenn Pohl offenbart, wer eigentlich der Erzähler des Romans ist. Dieser Erzähler war von Anfang an in der Geschichte präsent, aber stets dezent im Hintergrund. Ein geschickter stilistischer Kniff von Pohl, denn so kann er zwischen vielen Protagonisten wechseln, einen großen Eindruck seiner Welt vermitteln, bleibt aber letztlich in gewisser Weise sehr nahe am Geschehen dran. Mensch plus darf man zurecht zu den Klassikern des Sci-Fi zählen. Vielleicht sind manche technischen Aspekte des Romans nicht immer spannend, aber sie sind nur vereinzelt und mit bedacht über die Handlung verteilt, wodurch sie nie Überhand gewinnen. Mensch plus ist dennoch kein technischer oder wissenschaftlicher Sci-Fi Roman, sondern eine zutiefst menschliche Geschichte.
Mensch plus von Frederik Pohl, 352 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.