In den finsteren Wäldern
In den finsteren Wäldern, der erst zweite Roman von Richard Laymon, ist eine wilde Geisterbahn voller Spannung und Horror.
Neala und Sherri wollen in den Bergen Kaliforniens Urlaub machen. Auch die Familie Dills und der neue Freund der Tochter sind auf der Reise. Alle machen sie Halt in der kleinen Ortschaft Barlow. Ein großer Fehler. Es dauert nicht lange und die Bewohner verschleppen die Neuankömmlige in den Wald. Dort fesseln sie die Opfer an Bäume. Doch die Einwohner Barlows verschwinden gleich darauf wieder. Die Gefangenen wissen nicht, was das alles soll. Bis aus der Dunkelheit des Waldes etwas kommt, das es auf sie abgesehen hat: die hungrigen Krulls.
Mit einem breiten Grinsen wandte sich die Kellnerin den anderen Gästen zu – denselben Gästen, wie Neala plötzlich erkannte, die bereits an der Theke gesessen hatten, als Sherri und sie vor so langer Zeit angekommen waren. Schweigend kletterten vier der Männer von ihren Hockern.
Wenn es darum geht auf spannende und unterhaltsame Weise zu zeigen, was für ein grauenhaftes Geschöpf der Mensch ist, dann gilt für Richard Laymon eigentlich das gleiche wie für Jim Thompson und Jack Ketchum. Man kann ihn immer bedenkenlos lesen. Kaum ein Autor versteht sich so gut darauf eine rasante Geschichte so auf den Punkt gebracht zu erzählen wie Richard Laymon. Er verschwendet wahrlich keine Zeit mit Nichtigkeiten um zur Sache zu kommen. Gleichzeitig gelingt es ihm auch noch, hinter all dem Horror und Spannung, so viel über den Zustand der Menschheit einzubauen. Zugegeben, das ist selten ein optimistischer Einblick in unser Wesen, sondern meist ein erschreckender.
Wie es sich für Laymon gehört, hat er das filmische Erzählen bereits hier perfekt drauf. In den finsteren Wäldern liest sich enorm visuell und man hat stets das Gefühl einen Film vor Augen zu haben. Und das ist absolut positiv gemeint. Er hält sich nicht mit stilistischen Raffinessen auf, aber um ehrlich zu sein, auch so prägnant und pointiert zu schreiben, ist eine Kunst für sich und alles andere als einfach. Nur in den Händen eines Meisters wie Laymon wirkt es halt so spielerisch leicht. In den finsteren Wäldern ist eine ganz große Empfehlung, ein fantastisch spannender Horror, der von Anfang bis Ende packt und unterhält und hinter der grauenhaften Geschichte auch viel über uns aussagt.
In den finsteren Wäldern von Richard Laymon, 256 Seiten, erschienen im Festa Verlag.