Das Vermächtnis des Professor Bondi (c) 1959, 2020 Koch Films(1)

Das Vermächtnis des Prof. Bondi

Liebe Freunde des aus der Mode gekommenen Films, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Heute haben wir mal wieder einen uralten Genrevertreter aus seinem Grab gehoben. Doch diese Leiche ist auch nach über 60 Jahren noch erstaunlich lebendig – und höchst unterhaltsam. Werfen wir doch gemeinsam einen Blick auf Das Vermächtnis des Prof. Bondi!

Der schrullige, leicht zurück gebliebene Walter Paisley (Dick Miller) – in der deutschen Fassung Walter Bondi, aber dazu später mehr – arbeitet als Kellner in einem Künstler-Lokal, das von Beatniks und Möchtegern-Intellektuellen bevölkert wird. Besonders schwärmt Walter für Carla (Barboura Morris), die als Einzige immer nett zu ihm ist. Walter möchte selbst Anerkennung als Künstler finden und probiert sich in Lehm-Skulpturen. Als er versehentlich die Katze seiner Vermieterin tötet, packt er sie kurzerhand in Lehm ein. Die Skulptur „Dead Cat“ wird daraufhin der große Renner in der Kunstszene und Walter ist plötzlich der neue Hot Shit. Er findet Bewunderung und Anerkennung in der Szene, auch von Carla. Doch womit soll Walter nur an den ungeplanten Erfolg anknüpfen? Könnte man vielleicht auch menschliche Leichen in Lehm verstecken und als Kunst verkaufen?

 

Das Vermächtnis des Prof. Bondi (OT: A Bucket of Blood) ist eine Horror-Krimi-Komödie von Roger Corman, dem immer noch lebenden König des B-Films. Roger Corman wurde 1926 geboren und produzierte weit über 100 Filme bis zum heutigen Tage. Das Vermächtnis des Prof. Bondi drehte er 1959 in nur 5 Tagen mit einem Budget von 50.000 Dollar. Das Drehbuch schrieb Charles B. Griffith, der die Drehbücher zu etlichen (und mitunter den besten) Corman-Produktionen schrieb, wie etwa The Little Shop of Horrors und Frankensteins Todesrennen (Death Race 2000). Die Hauptrolle übernahm Dick Miller. Es blieb seine einzige Hauptrolle. Dick Millers Filmografie umfasst 184 Titel. Als bekanntes Gesicht in Nebenrollen spielte er in etlichen Corman-Produktionen mit. Später dann auch in denen von Cormans Schülers Joe Dante. Zu seinen bekanntesten Auftritten zählen hier seine Rollen in Gremlins und Meine teuflischen Nachbarn. 2019 verstarb Miller neunzigjährig.

Das Vermächtnis des Prof. Bondi gilt vor allem in den USA als beliebter Klassiker und nicht zuletzt eben wegen Dick Millers einziger Hauptrolle als Kult. Der Film ist eine ziemlich gallige und witzige Satire auf Beatniks und die Künstler-Szene der 50er Jahre, die auch heute noch fetzt. Mit einer Dauer von gerade Mal 66 Minuten kommt keine Sekunde Langeweile auf. Das Ganze wirkt, wie eine etwas längere Episode der damals sehr beliebten TV-Serie Alfred Hitchcock präsentiert – und besitzt auch ungefähr deren hohen Unterhaltungsfaktor. Im deutschsprachigen Raum ist der Film weniger bekannt. Zudem kam er unter dem seltsamen Titel Das Vermächtnis des Prof. Bondi in die Lichtspielhäuser. Damit wollte man einen Zusammenhang zum Vincent-Price-Klassiker House of Wax (zu Deutsch: Das Kabinett des Professor Bondi) generieren. Was natürlich vollkommener Quatsch ist. Um den Zusammenhang künstlich herzustellen, wurde Walter Paisley eben kurzerhand in Walter Bondi umbenannt. Zusätzlich drehte man in Deutschland ein 9-minütiges Intro, in dem erzählt wurde, dass Walter der letzte noch lebende Verwandte von Professor Bondi sei. Ein drolliges Unterfangen, das damals gar kein so unübliches Vorgehen der deutschen Filmverleiher war.

Doch dieses Intro kann man sich beruhigt schenken und man sollte sich stattdessen einfach von der fantastischen und gut gealterten Geschichte mitreißen lassen. Das Vermächtnis des Prof. Bondi ist ein zynischer, kleiner Klassiker, der durchaus zu Roger Cormans besten Regie-Arbeiten zu zählen ist.

In diesem Sinne: Schafft mehr Meisterwerke und bleibt seltsam!

Das Vermächtnis des Prof. Bondi

OT: A Bucket of Blood, USA, 1959, Regie: Roger Corman, Drehbuch: Charles B. Griffith, Mit: Dick Miller, Barboura Morris, Antony Carbone, u.a.

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