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Der tollwütige Planet

Murray Leinster war einer der produktivsten Sci-Fi Autoren aller Zeiten, ist aber heute relativ in Vergessenheit geraten. Der Blitz-Verlag hat mit Der tollwütige Planet einen feinen, kurzen Roman dieses Vielschreibers veröffentlicht.

Lange Zeit nach dem Klimawandel haben sich die Lebensbedingungen auf der Erde drastisch verändert. Die Menschen befinden sich wieder in einem ständigen Kampf ums Überleben gegen eine übermächtig gewordene Flora und Fauna, die sich weitaus besser und schneller an die neuen Bedingungen angepasst haben. Die Welt ist überwuchert von gigantischen Pilzen, welche die meisten Arten von Bäumen und Pflanzen verdrängt haben. Riesige Insekten beherrschen Land und Luft. Alles Wissen der früheren Zeit ist verloren gegangen und die Menschheit befindet sich in einer neuen Stammeskultur, in der nur das kurzfristige Überleben zählt und der Alltag durch Jagd nach Nahrung und der Abwehr von Insekten geprägt ist. Eines Tages überwindet jemand die Grenze seiner Gemeinschaft und auf seinem Abenteuer in einer unbekannten, feindlichen Umgebung wächst er auch geistig über sich hinaus.

Gleich bei der Inhaltsangabe von Der tollwütige Planet merkt man, dass Murray Leinster bereits damals ein hoch brisantes Thema aufgegriffen hat, das nach wie vor zu faszinieren weiß. Seine Schilderung einer Welt in weit entfernten Zukunft, in der der Mensch längst seine Vormachtstellung verloren hat, ist einfach und direkt im Stil, beinahe als simpel zu bezeichnen. Dies wirft den Leser jedoch umso stärker in die Gefühle und Gedanken seines Protagonisten, der am Anfang der Geschichte selbst nur zu einfachen Gedankengängen fähig ist und erst im Verlauf seines Abenteuers über sich hinaus wächst. Wie Leinster diese Welt in einer so präzisen und prägnanten Sprache beschreibt, sie aber dennoch lebendig, bedrohlich und erschreckend macht, ist eine beeindruckende Leistung des Autors.

Das Zukunftsszenario in Der tollwütige Planet ist furchteinflößend und beinahe ein Schreckensszenario, wenn es nicht gleichzeitig auch so glaubwürdig und nachvollziehbar wäre. Der Mensch braucht sich nichts auf seine derzeitige Stellung in der Welt einbilden und kann ganz einfach auf eine unbedeutende, untergeordnete Rolle in der Hierarchie der Natur zurückgestuft werden. Leinster hält der Arroganz der Menschheit, die Herrscher der Erde zu sein, einen grauenhaften Spiegel vors Antlitz und das ohne mit erhobenem Zeigefinger zu belehren, sondern auf eine enorm unterhaltsame Art und Weise. Der tollwütige Planet ist ein rasanter und spannender Roman, dem es selbst in seiner Kürze und simpel gestrickten Sprache gelingt einen enormen Tiefgang zu erzeugen und dem Leser zum Nachdenken anzuregen, ohne ihm den Spaß an der Geschichte zu nehmen. Schlichtweg eine herrliche und höchst aktuelle Entdeckung eines feinen Sci-Fi Romans.

Der tollwütige Planet von Murray Leinster, 146 Seiten, erschienen im Blitz-Verlag.