Surfin‘ Saigon
Willkommen zur nächsten und bisher neuesten Runde um die – inzwischen ehemalige – MI6 Agentin Kay Blanchard. Die, in mehr als einer Hinsicht männermordende Femme Fatale, lässt es inzwischen ein wenig ruhiger angehen. Ein paar Jahre sind vergangen, seit ihrem letzten haarsträubenden Abenteuer in Pol Pot Polka. Wie wir dort am Ende erfuhren, befand sich Kay in anderen Umständen. Nun lebt sie mit ihrer Tochter in Lienz. Doch eben diese wird nun entführt. Kays Nachforschungen führen über einen Zirkus, zu einem Nazi-Kinderpornoring bis nach Saigon. Dort ist auch der jugendliche Sänger Heini auf Tournee, der absolute Feuchttraum aller Reichsfrauen. Ein Wiedersehen gibt es auch mit der Fickmaschine Robo3000 und dem Wissenschaftler Dr. Dreyer.
Als ich aufwachte, lag Hutter nicht mehr neben mir. Kunststück, es war bereits später Nachmittag. Die Nacht war nicht so optimal verlaufen. Es vögelt sich halt unbeschwerter, wenn einem nicht gerade das Kind entführt worden ist.
Surfin‘ Saigon heißt dieser dritte Teil um Kay Blanchard, wie immer aus der Feder von r.evolver aka Robert Draxler. Es ist wohl der geradlinigste Teil der Reihe. Und wahrscheinlich auch der beste. Die Entwicklung von Kay Blanchard sowie ihres Chronisten ist höchst beachtlich. Inzwischen verbringen die beiden aber auch schon über 20 Jahre miteinander. Weitere Fortsetzungen und ein Prequel sind bereits angekündigt. Allerdings lässt sich r.evolver auch gerne mal ein paar Jahre Zeit, bevor er wieder zur Tat schreitet. Was durchaus schade ist. Gerade nach Surfin‘ Saigon ist die Lust nach mehr so groß wie nie. Der Sex- und Gewaltanteil ist, obwohl immer noch durchaus prominent vertreten, deutlich runter geschraubt worden. Sehr zum Vorteil für die Handlung und die Charakterentwicklung von Kay Blanchard.
Ich verpasste ihr einen gezielten Fausthieb auf die Nase. Nicht zu stark, aber heftig genug, um das Direktions-Nasenbein zu zerstören. Das Koksen konnte Frau Lindt für längere Zeit vergessen.
Wo The Nazi Island Mystery durch eine diebische Freude zum Tabubruch punkten konnte, legte die Fortsetzung Pol Pot Polka in Sachen Erzähltechnik und kruder Ideen nochmal ein Schippchen drauf. Bei Surfin‘ Saigon hat man das Gefühl, r.evolver hat seinen Stil perfektioniert. Man darf sich natürlich immer noch keinen feingeistigen Roman vorstellen. Ein Herr der leisen Töne wird r.evolver wohl nicht mehr – und das ist auch gut so. Doch wo man den ersten Teil noch als Trash in Reinkultur bezeichnen könnte, den zweiten als Extrem-Weirdo-Trash, so ist man geneigt Surfin‘ Saigon schon fast als Edel-Trash zu bezeichnen. Weitere Teile mit der guten Kay dürfen gerne kommen. Lass dir bitte nicht zu viel Zeit damit, Herr r.evolver!
Surfin‘ Saigon von r.evolver, 190 Seiten, erschienen bei Edition Super Pulp.