Moons of Madness
Moons of Madness ist ein First-Person Horror Titel, der sich durch eine dichte Atmosphäre im Lovecraftian-Stil auszeichnet. Das norwegische Indie-Studio Rock Pocket Games war bis jetzt nur für kleinere Titel wie Shiftlings, ein Puzzle-Plattformer, und Starflux Rivals, einem von Super Smash Bros. inspiriertem Brawler, bekannt. Mit Moons of Madness begeben sich die Entwickler in neues Terrain und schaffen es, durch die hochwertige Optik mit anderen großen Produktionen zu konkurrieren.
Ohne viel Erklärung wird der Spieler direkt ins Geschehen geworfen: Man findet sich in einer dunklen Raumstation wieder, die engen Gänge vermitteln klaustrophobische Zustände. In dem Gebäude scheint sich eine Art Infektion auszubreiten, die sich als schwarze Verwurzelungen auf den Wänden äußert. Der Protagonist ist genauso desorientiert wie der Spieler selbst und versucht einen Ausgang zu finden. Kurz darauf wird man mit dem ersten Schreckmoment begrüßt und die Szenerie stellt sich als Alptraum heraus, aus der Hauptcharakter Shane Newehart nun aufgewacht ist. Dieser befindet sich auf einer Forschungsmission auf dem Mars und ist hier als rangniedriger Techniker angestellt. Über Funk wird von Kollegen übermittelt, den Aufgaben des Mars-Alltags nachzugehen. Nachdem ein multifunktionaler Armscanner gefunden ist können von diesem Moment an die Missionsziele angezeigt und alle möglichen Gerätschaften gehakt, eingeschalten oder umprogrammiert werden.
Nachdem Shane die menschenleeren Gänge durchforstet und seine ersten Aufgaben erledigt, stellt sich heraus, dass der Alptraum doch mehr zu bedeuten hatte als er Anfangs vermuten will. Im Gewächshaus scheint sich seit einiger Zeit selbige Infektion breit gemacht zu haben und mit ihr ein Wesen, dass von da an die Sicherheit des Teams bedroht.
Albtraum? Spielerisch nur ein Tagtraum
Was als sehr solides Story-Gerüst startet und durch seine ersten Horrorszenen auch zu erschrecken weiß, stellt sich nach dem ersten Drittel leider als etwas einseitige Erfahrung heraus. Das Gameplay beschränkt sich auf das Lösen einfacher Rätsel und wenige kürzere Schleichpassagen. Dabei würde die Marsbasis mit den verschiedenen Außenstationen einen geeigneten Spielplatz zum Erkunden a lá Resident Evil VII bieten. Das Spiel stellt in seinem Verlauf sogar Schlüsselkarten mit höherer Sicherheitsstufe zu Verfügung – da diese allerdings nur Zugang zu neuen Türen verschafft, kann man hier nicht von gelungenem Backtracking sprechen.
Auch das Wesen selbst wird nur spärlich eingesetzt. Wenn man das erste Mal von dem unbekannten Monster verfolgt wird, treibt das den Puls hoch und erinnert an den Horror von Alien Isolation. Doch danach bleibt das Alien verschollen und der Spieler zurück in der Isolation.
Der Wahnsinn nimmt überhand
Moons of Madness funktioniert immer dann gut, wenn es sich auf die Atmosphäre und die Inspirationen von Autor H.P. Lovecraft fokussiert. Im ersten Drittel gibt es Passagen, in denen Shane seinem Wahnsinn verfällt und man sich als Spieler nicht mehr sicher sein kann, was Realität und Einbildung ist. Hierbei bekommt man es mit einer ungemütlichen Angst zu tun, die man sich von dem Genre erwartet und erhofft. Leider verliert der Titel im Laufe seiner knapp sieben Stunden Spielzeit diesen Aspekt immer mehr aus den Augen.
Man hat das Gefühl die Entwickler hatten zu viele Ideen, die sie nicht von der Liste streichen wollten. Die verschollene Mutter, Klone und eine Mars-Zivilisation werden noch beiläufig in die zweite Hälfte gequetscht. Dadurch bleibt man am Ende der Story mit mehr Fragen als Antworten zurück. Einige interessante Handlungsstränge verlaufen ins Nichts oder werden nicht befriedigend aufgelöst.
Es bleibt festzuhalten, dass Studio Rock Pocket Games ein sehr ambitioniertes Projekt zu einem soliden Horrortrip gemacht hat. An einigen Stellen hat man sich vielleicht zu viel vorgenommen und musste dadurch spielerische Abstriche machen. Zum Beispiel wird man schon sehr früh in ein Mars-Vehikel gesetzt, um damit zu einer Außenstation zu fahren. Voller Vorfreude, die Marslandschaft in dem Rover selbst durchstreifen zu können, wird man allerdings durch eine Cutscene direkt an die neue Destination teleportiert.
Der psychologische Horror funktioniert teilweise sehr gut und kann gerade zu später Stunde für einige Schreckmomente sorgen. Für Freunde des Sci-Fi-Genres weiß die detailreiche Optik zu überzeigen. Und wer sich selbst als Trophyhunter bezeichnet, wird mit dem Spiel umso mehr zufrieden sein – Die Platin-Trophäe bzw. der volle Gamerscore wird einem hier geradezu nach geworfen. Immerhin.
Plattform: PS4 (Version getestet), PC, Xbox One, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 24.03.2020 (PS4), 22.10.2019 (PC), moonsofmadness.com