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Schlafwandler

Liebe Fans des schrecklichen Films, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne, wo ich euch zweiwöchentlich wirklich nur das Beste aus den Untiefen des filmischen Abseits präsentiere. Der diesmal vorgestellte Film ist, rein vom Personal (vor und hinter der Kamera), ein echter Hochkaräter – der dennoch komplett baden ging, übel verrissen und schnell vergessen wurde. Zu Unrecht, wie zumindest ich meine. Doch werfen wir erst mal einen kurzen Blick auf die Handlung von Schlafwandler

Der junge Charles Brady (Brian Krause) zieht mit seiner Mutter Mary (Alice Krige) von Kalifornien in eine Kleinstadt nach Indiana. Die Beiden sind jedoch keine normalen Menschen. Sie sind sogenannte Sleepwalker. Eingangs werden wir informiert, dass es sich bei dieser Spezies um eine Kreuzung von Mensch und katzenartigem Wesen handelt, deren größter Feind aber bizarrer Weise echte Katzen sind, und die sich vornehmlich von Jungfrauen ernähren. Zum Glück ist in der Kleinstadt eine solche vorhanden. Tanya Robertson (Mädchen Amick) verliebt sich Hals über Kopf in den charmanten Charles. Bis der sein wahres Gesicht zeigt.

Der bizarre und äußerst intensive Horrorfilm Schlafwandler entstand im Jahre 1992. Er markiert die erste Zusammenarbeit von Regisseur Mick Garris und Autor Stephen King. Einige weitere gemeinsame Arbeiten sollten Folgen, vor allem Produktionen fürs amerikanische Fernsehen, wie The Stand (1994), Desperation (2006) und Bag of Bones (2011). Stephen King schrieb höchstpersönlich das Original-Drehbuch, das angeblich auf eine unveröffentlichte Geschichte aus seiner Feder zurückgeht. King gibt auch einen kleinen Cameo in dem Film, als unglücklicher Friedhofswärter. Überhaupt verfügt der Film über eine beachtliche Anzahl von Cameos. So tauchen hier auch Mark Hamill, Ron Perlman, Clive Barker, John Landis, Joe Dante und Tobe Hooper in Klein- bis Kleinstrollen auf. Ein sympathischer Nicker in Richtung der Horrorcommunity.

 

Doch wie ist er nun, unser Schlafwandler? Die Kritik damals war sich einig: nach einem einigermaßen guten Start, kippt der Film ab der Mitte in eine orientierungslose und übertriebene Splatter-Orgie. Man darf auch bei heutiger Ansicht festhalten, tatsächlich ist es vor allem die erste Hälfte, die filmisch und narrativ überzeugt. Doch auch danach besitzt der Film einiges, was ihn doch über den Durchschnitt qualitativ ähnlich gelagerter Filme hebt. Die inzestuöse Beziehung zwischen Mutter und Sohn zum Beispiel, die bei Leibe nicht nur angedeutet wird, sorgt für gewaltige Irritation beim Zuschauer. Das ist dermaßen kontrovers, dass man kaum glauben mag, dass dieser Film in dieser Form tatsächlich das Licht amerikanischer Filmspielhäuser erblickt hat. Maske und Effekte mögen zwar an manchen Stellen etwas cheesy wirken, aber im Großen und Ganzen sind sie ziemlich gut gealtert. Und gerade in Punkto Gewalt ist der Film echt nicht zimperlich. Was ihm auch eine Indizierung in Deutschland von 25 Jahren einbrachte (Inzwischen ist er übrigens freigegeben ab 16 Jahren). Und auch wenn das ganze Treiben im letzten Drittel etwas konfus wirkt – Schlafwandler ist ein höchst origineller Streifen.

Die Mischung aus Teen-Lovestory, Inzest-Drama und blutigem Horror ist wirklich einzigartig und den ganzen Film umweht eine melancholische Aura, der sich der geneigte Zuseher kaum entziehen mag. Ebenfalls sind einige tolle Kamerafahrten zu verzeichnen, sowie Design und Ausleuchtung generell stets für die richtige (Grusel-)Stimmung sorgen. Darstellerisch ist das Ganze auch voll okay, wobei vor allem die beiden weiblichen Hauptrollen überzeugen können, während Brian Krause ein wenig blass agiert. Mick Garris sollte mit seinen weiteren King-Adaptionen kaum mehr dieselbe Wirkung erzielen, auch wenn der eine oder andere solide Beitrag dabei ist. Dafür verdankt die Welt diesem Mann die kurzlebige aber fantastische Horroranthologie-Serie Masters of Horror (2005-2007), deren Schöpfer und Showrunner er war. Mit Schlafwandler ist ihm darüber hinaus ein nostalgischer und erschreckend gut gealterter Horrorfilm gelungen, der endlich als verkanntes, kleines Meisterwerk Anerkennung finden sollte.

In diesem Sinne: Streichelt eure Katzen, seid nett zu euren Partnern und bleibt seltsam!

Schlawandler

OT: Sleepwalkers, USA, 1992, Regie: Mick Garris, Drehbuch: Stephen King, Mit: Brian Krause, Mädchen Amick, Alice Krige, u.a.

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