Sweet Evil
Vor American Psycho und Natural Born Killers gab es Sweet Evil von Charles Platt. Ein expliziter Thriller, der es in sich hat.
Burt fährt mit einem Olds 442, dem er einen Kumpel von New Jersey nach Los Angeles überstellt, gerade durch die Wüste Arizonas, als er in einer Raststätte die junge, aufregende Suzanne trifft. Sie fährt mit ihm mit und die beiden ergeben eine explosive Kombination, die sich gegenseitig anstachelt und anfeuert wie eine chemische Reaktion. Als bei einem ihrer sadistischen Sexspielchen eine junge Anhalterin stirbt, gibt es kein halten mehr für das Pärchen und alle gesellschaftlichen Grenzen, Gesetze, Normen und Konventionen sind über Bord geworfen, für Burt und Suzanne gibt es keine Moral mehr, außer ihrer eigenen. Sie entfachen eine Schneise aus Sex und Gewalt auf ihrer wahnsinnigen Odyssee durch das Amerika der 70er Jahre.
In der Reihe Pulp Legends (u.a. Eat Them Alive) bringt der Festa Verlag dieses wunderbare Kleinod von einem Roman wieder auf den Markt – und verdient hat er es sich. Charles Platt erschafft eine vielschichtige, komplexe Erzählung, die nicht ausschließlich von Sex und Gewalt lebt, sondern auch durch einen starken Stil und einer ungebrochen wichtigen Thematik von persönlicher Freiheit gegenüber Autorität und Sicherheit überzeugt. Dabei geht Platt keine Kompromisse ein, seine Geschichte ist schonungslos und ohne Tabus. Die Figuren sind eigentlich brutale und verachtungswürdige Gestalten, aber dem Autor gelingt es, sie trotzdem zu Protagonisten zu machen, mit denen man mitfühlt und die einem ans Herz wachsen. Denn ganz egal, wie abstoßend ihre Taten sind, was sie tun liest sich glaubwürdig und nachvollziehbar.
Sweet Evil ist ein Pornothriller, mit explizitem Sex und Gewalt, keine Frage, aber es ist auch so viel mehr und man sollte sich diesen Roman unter keinen Umständen entgehen lassen. Obwohl das Buch schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ist es ungebrochen modern und aktuell. Sweet Evil ist eine wunderbare Ergänzung zum Programm der Pulp Legends und hat es sich redlich verdient wieder gelesen zu werden. Eine tolle Arbeit vom Festa Verlag diesen grandiosen Roman auf die Öffentlichkeit loszulassen, diesen hemmungslosen, ungezügelten, wilden Roman, der daherkommt wie eine Naturgewalt.
Sweet Evil von Charles Platt, 384 Seiten, erschienen im Festa Verlag im Rahmen der Pulp Legends.