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Der Exterminator

Liebe Freunde des schlechten Filmgeschmacks, heute gibt es mal wieder ein ganz besonderes Schmankerl für euch bei Wonne aus der Tonne. In dieser Filmkolumne sprechen wir manchmal über gute Filme, öfter mal auch über schlechte Filme. Und manchmal stelle ich hier auch so richtig ungeheuerliche Filme vor. So ein Ungeheuer ist der heute vorliegende Streifen. Also geht alle in Deckung vor dem Flammenwerfer des Exterminator …

John Eastland (Robert Ginty) hat schon allerlei Schlimmes erleiden müssen in seinem Leben. Zum Beispiel die Hölle des Vietnamkriegs. Zusammen mit seinem Veteranen-Kumpel Michael (Steve James) arbeitet John Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts in einem Großlager in NYC. Als ein paar Tunichtguts den Laden ausräumen wollen, können das John und Michael verhindern. Aber die Bastarde lauern Michael nur wenig später auf und prügeln ihn bis zur Querschnittslähmung. Durch dieses Erlebnis reißt John endgültig der Geduldsfaden. Aus dem Durchschnittstypen wird ein brutaler Vigilant – der Exterminator, der dem Abschaum auf den Straßen New Yorks von nun an Mores lehren wird. Detective James Dalton (Christopher George) heftet sich an seine Fersen …

Der Exterminator aus dem Jahre 1980 ist der Debütfilm des Regisseurs und Autors James Glickenhaus. Der Film ist ein unglaublich wüster Bastard aus Ein Mann sieht rot und Taxi Driver. Aber wo die großen Vorbilder noch halbwegs Sorgfalt haben walten lassen im Sinne von cineastisch zulässigen Geschmackskonventionen, brettert der Exterminator Vollgas über jede Grenze des guten Geschmacks weit hinaus. Glickenhaus paart hier somit die Düsternis des New-Hollywood-Kinos der 70er Jahre mit der gnadenlosen Gewalt, die das Folgejahrzehnt (filmisch gesehen) bereit halten soll. Und schockt damit ganz schön heftig, sogar für heutige Verhältnisse, an mehr als einer Stelle. Das treibt den Puls des Zusehers ordentlich in die Höhe und dürfte nicht zuletzt dazu beigetragen haben, dass der Film durchaus ein Achtungserfolg an den Kinokassen war und in weiterer Folge zum Kultfilm avancierte. Die Kritiker von damals haben ihn natürlich gehasst, was sonst? Aber man kann sich auch heute noch wirklich gut vorstellen, was für ein Schock der Streifen für die damaligen Zuseher gewesen sein muss – und dass die geistige Zurechnungsfähigkeit James Glickenhaus‘ in Frage gestellt wurde. Hier werden Bösewichte faschiert (im wahrsten Sinne des Wortes), dass einem die Kinnlade runter kippt.

Glickenhaus machte in den 80er bis Mitte der 90er Jahre noch eine Reihe weiterer kruder Filme, bei denen er es sogar immer wieder schaffte namhafte Hauptakteure zu rekrutieren (z.B. Christopher Walken in McBain). Aber wenn ihr mich fragt ist ihm sein – höchst fragliches – Meisterstück mit diesem unglaublich reaktionären Drecksstreifen gelungen. Wer sich auf dieses Karussell an Abartigkeiten einlassen möchte, dürfte nicht enttäuscht werden. Eventuell besteht nach Ansicht allerdings das dringende Bedürfnis nach einer reinigenden Dusche. Nach 35 Jahren am deutschen Index der jugendgefährdenden Medien ist der Film inzwischen auch wieder frei zugänglich für Zuseher ab 18 Jahren erhältlich. Ende gut, alles gut. Apropos Ende. Jenes ist ziemlich vage und öffnet eine Tür für eine Fortsetzung, die dann 3 Jahre später auch tatsächlich folgen sollte. Ohne Glickenhaus‘ Beteiligung, jedoch erneut mit Hauptdarsteller Robert Ginty als Kammerjäger.

In diesem Sinne: Feuer frei und bleibt seltsam!

Der Exterminator

OT: The Exterminator, USA, 1980 Regie und Drehbuch: James Glickenhaus, Mit: Robert Ginty, Christoper George, Samantha Egger, u.a.

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