Fire-Emblem-Three-Houses-(c)-2019-Nintendo,-Koei-Tecmo-(8)

Fire Emblem: Three Houses

10
RPG-Social-Sim

Die Übergangsphase, in der sich Nintendo befindet, ist noch immer spürbar. 3DS-Teams, die es gewohnt sind mit moderaten Budgets kleinere Handheld-Abenteuer für die Hosentasche zu entwickeln, müssen lernen, ihre Produkte für den HD-Screen schick zu machen.

Mit Fire Emblem wandert nun eine Serie zurück auf die Konsole, die seit der Gamecube-Ära keinen großen Bildschirm mehr gesehen hat. In letzter Zeit war Fire Emblem ein fixer Bestandteil der Handheldwelt und feierte so überhaupt erst eine Renaissance. Fire Emblem: Three Houses hat nun die Aufgabe, sich vom Handheld-Format zu lösen und die Formel aus Taktik-RPG plus Social-Sim für ein neues Format fit zu machen.

Das Setting des Spiels ist eine Schule, in welcher der Spieler als Professor die Ausbildung einer Klasse übernimmt. Das Harry Potter-Flair ist zwar nur oberflächlicher Natur, hat aber einen gewissen Charme. Hat man bei Fire Emblem ja schon immer das Schicksal zahlreicher farbenfroher Gestalten in Händen gehalten, ist dieser Prozess nun direkt Teil der Handlung.

 

Eines der beeindruckenden Features ist sicher die Auswahl zwischen den drei Häusern, die im Anschluss bestimmt, welcher Gruppe an Hauptcharakteren man folgt. Jede der drei Gruppen ist gefüllt mit vielschichtigen Figuren, die der Haupthandlung eines Videospiels würdig sind – und auch die speziellen Handlungsentwicklungen sind enorm abwechslungsreich, lassen sie doch viel Raum für weitere Entscheidungen, die die Handlung selbst nach dutzenden Stunden noch in völlig unterschiedliche Richtungen lenken. Was bei Fire Emblem: Fates noch tatsächlich drei getrennte Spiele waren, ist hier als ein kohärentes Gesamtpaket schon ziemlich beachtlich, angesichts der Tiefe des Geschehens sind alternative Anläufe sehr verlockend.

Zum Glück haben die Entwickler auch viele Teile des Taktik-RPGs großzügig erweitert. Man verbringt seine Zeit mit einem Kalender, der es notwendig macht die Zeit gut einzuteilen; Lektionen geben, Freundschaften schmieden, Charaktere verkuppeln oder stundenlang durch das riesige Schulgebäude schlendern, um neuerdings Quests zu lösen und unzähligen Aktivitäten zu frönen: So umfangreich ist die RPG-Komponente, dass die Taktik-Gefechte nur alle paar Stunden wirklich zum Tragen kommen. Was nicht heißen soll, dass diese zu kurz kommen.

Von riesigen Monster-Gegnern, die die Kooperation mehrerer Einheiten benötigen, zu leichten Online-Elementen, die Dark Souls artig die Schicksale anderer Spieler ins Geschehen integrieren, zu neuen Bataillon-Einheiten die die Fähigkeiten der Charaktere weiter konfigurierbar machen – wie bei den besten RPGs steht jeder Teil für sich kompetent da und ergibt als Ganzes gesehen ein einzigartiges Erlebnis, das an Tiefe und Abwechslung kaum erreichbar ist. Selbst die Charakterentwicklungen, die in der Vergangenheit oft recht linear verliefen, bieten viel Freiraum zum Experimentieren.

Ganz besonders der Plot ist es, der Fire Emblem hilft zu neuen Höhen aufzusteigen. Nicht nur dass jedes noch so belanglose Stück Dialog von kompetenten Sprechern inszeniert wird, findet die Welt von Fire Emblem: Three Houses auch noch eine Tiefgründigkeit, die vorherige Episoden nicht erreichen konnten. Die Handlung ist gespickt mit faszinierenden Mysterien und spannenden Wendungen, welche mit weitreichenden Konsequenzen in Kombination mit den extrem gut geschriebenen Charakteren eine dichte Atmosphäre ergeben.

Lediglich die grafische Präsentation kommt ein wenig ins Straucheln. Ist die Art-Direction des Spiels zwar in hohem Maße herzeigbar und solide, sorgt die Spiele-Engine selbst für verwaschene Texturen und eintönige Umgebungen. Wäre das bei jedem anderen Spiel ein Problem, ist es aber am Ende einfach die unglaublich dichte Atmosphäre, die aus dem 70 Stunden langen Fantasy-Epos ein unvergessenes Abenteuer machen, das zudem auch noch mehrmals mit unterschiedlichen Akzenten genossen werden kann.

Fire Emblem: Three Houses ist ein Pflichttitel, der in keiner Switch-Sammlung fehlen darf und füllt vor allem 2019 ein großes Loch, das durch das Ausbleiben von denkwürdigen Release entstanden ist.

Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 26.07.2019, Link zur Homepage




Entdecke mehr von pressplay

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen