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Battle Royale

Liebe Filmenthusiasten, hier bei Wonne aus der Tonne werden ja zumeist recht unbekannte Filme ausgegraben. Doch nicht nur. Auch verkannte Meisterwerke, unabsichtliche Kultfilme und über die Jahre gereifte Streifen kommen hier zum Zug. Der diesmal besprochene Film ist sogar ein richtig großer Skandalfilm, der eine Menge Staub aufwirbelte und zahlreiche Epigonen nach sich zog. Doch wie viel von dem Skandal bleibt heute eigentlich noch übrig? Schauen wir uns das an.

Battle Royale

OT: Batoru Rowaiaru, Japan, 2000, Regie: Kinji Fukasaku, Drehbuch: Kenta Fukasku, Mit: Takeshi Kitano, Tatsuya Fujiwara, Aki Marda, u.a.

 

Im Japan der nahen Zukunft haben Pädagogen und Behörden endgültig die Schnauze voll von rebellischen und gewaltbereiten Teenagern, die den Ton angeben. Zusammen hebt man den „Battle Royale“ aus der Taufe. Regelmäßig wird eine Schulklasse ausgewählt, die an diesem „Spiel“ teilnehmen „darf“. Die Schulklasse 3B befindet sich auf Klassenfahrt in einem Bus, als plötzlich alle betäubt werden. Kurze Zeit später erwachen die Schüler in einem Raum, mit Halsbändern die per Fernzündung gesteuert werden und ihnen jederzeit den Schädel wegblasen können, wenn sie nicht spuren. Ihr Lehrer Kitano (Takeshi Kitano) erklärt ihnen nun die Regeln: Sie befinden sich auf einer Insel. Jede/r wird mit verschiedenen Waffen und/oder Ausrüstung versorgt. In den nächsten Tagen sollen sich die Schüler auf der Insel bekriegen und bis auf den letzten Überlebenden umbringen. Geschieht das nach Ablauf einer Frist nicht, werden alle Halsbänder gezündet …

Battle Royale ist die Mutter aller Teenage-Dystopias der neuen Zeit. Quasi Herr der Fliegen meets Manga-Wahnsinn. Das Thema, nämlich dass sich hier Jugendliche gegenseitig abmetzeln (müssen), sorgte weltweit für Skandale und rief vielerorts die Zensurbehörden auf den Plan. Generell wurde mal wieder das Thema „Gewaltdarstellung in Filmen“ kontrovers diskutiert. In all der Aufregung wurde allerdings oftmals übersehen, dass der Film keineswegs die Gewaltorgie ist, die ihm oft angedichtet wurde. Im Kern handelt es sich um einen astreinen Abenteuerfilm, sowie ein satirisches Drama. Und auf beiden Ebenen funktioniert  er wunderbar.

Inszeniert von dem japanischen Regie-Veteranen Kinji Fukasaku, verfasste sein Sohn Kenta das Drehbuch und adaptierte damit den Roman von Kōshun Takami. Der wurde auch schon als unglaublich brutaler und pornografischer Manga umgesetzt. Der Film hatte es selbstverständlich in Deutschland nicht einfach. Selbst in einer stark verstümmelten Version verweigerte die FSK eine Freigabe und man setzte diese Fassung auf den Index. Erst 2017 wurde die Indizierung aufgehoben und nun kann man die ungekürzte Fassung problemlos erwerben. In der Zwischenzeit erschien mit der Tribute von Panem-Trilogie (Buch und Film) ein Quasi-Remake des Stoffs für ein jugendliches Publikum. Gerade im direkten Vergleich fällt auf, um wie viel besser weil durchdachter, spannender und böser Battle Royale ist. Wenn man sich nun heute die ungekürzte Fassung ansieht, wird man verwundert sein wie zahm der Film in Wahrheit vor allem in seinen Gewaltdarstellungen ist. Dafür ist es ein faszinierend vielschichtiger, spannender und hervorragend inszenierter Streifen. 2003 folgte mit Battle Royale II: Requiem eine weniger gelungene Fortsetzung, auf die man gerne verzichten kann.

Also schnell noch das Original ansehen bevor den Amerikanern einfällt doch noch ein echtes Remake davon zu machen. Konichiwa und bleibt seltsam.




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