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Hotline Miami 2: Wrong Number

8
Shooter

Charmante Old-School Optik, pumpender Soundtrack, knüppelhartes Gameplay und eine blutdurchtränkte Rahmenhandlung der Marke Tarantino: Ja genau, Hotline Miami ist zurück.Das schwedische Entwicklerstudio Dennaton Games hat sich tatsächlich drauf und dran gemacht, eine Fortsetzung zum Indie-Hit von 2012 herzustellen. Hotline Miami 2: Wrong Number sieht sich dabei mit zwei Problemen im Vorfeld behaftet: Wie kann man den Vorgänger übertreffen sowie die dabei aufkommenden Zweifel der Fans zerstreuen? Bereits die Einleitung sollte zumindest in Sachen kontroversiellem Inhalt dem ersten Teil in nichts nachstehen – noch selten hat man mit so wenig Pixeln so Explizites gesehen (wir wollen die Sequenz nicht spoilen, keine Sorge). Die mittlerweile synonym mit Hotline Miami in einem Atemzug zu nennende Brutalität zieht sich wie ein roter Faden durch seine Fortsetzung, sowohl in Hinsicht auf die Handlung als auch das Gameplay.

Überraschend nachvollziehbar präsentiert sich nun die Story, die mit mehreren Handlungssegmenten und unterschiedlichen Protagonisten eine starke Abkehr von der psychedelisch anmutenden Erzählung von Teil eins darstellt. Hotline Miami 2 springt dabei anachronistisch von einem Kapitel zum nächsten, präsentiert Ereignisse vor und nach dem Blutbad des Vorgängers. Konfus bleibt dies alles zwar teilweise dennoch, mit klar abgeschlossenen Handlungsträngen wird es dem Spieler jedoch etwas erleichtert, sich ein Gesamtbild über die Verknüpfungen dahingehend zum machen.

 

Über den Wechsel der insgesamt 13 spielbaren Figuren haben die Entwickler auch unterschiedliche und zu den Persönlichkeiten passende Fähigkeiten integriert: So trägt etwa der (unbenannte) Soldat die Waffe seiner Wahl samt Messer bei sich, kann aber keine anderen aufnehmen, während Schriftsteller Evan seine Gegner auch nur lediglich K.O. schlagen bzw. deren Waffen in unbrauchbare Einzelteile zerlegen kann.

Mit dieser erzwungenen Umstellung in Sachen Gameplay zeigt sich allerdings auch dessen Schwäche: Stealth-Einlagen stellen mehr Ärgernis als Herausforderung dar, mangels Überblick bzw. Weitsicht bleibt dem Spieler nun oft nur die Möglichkeit per Zufall ferne Gegner aufzuspüren. So kommt es daher auch recht häufig vor, dass man (vor allem durch ein benachbartes Fenster) von seinen Widersacher erspäht wird und nach einem One-Hit-Kill gerade noch rätseln kann, woher die Kugel oder der sprintende Bluthund gekommen ist. Dies macht das eigentlich genau über diesen Lernprozess reizvolle Gameplay vor allem in den späteren und längeren Levels überaus mühselig. Planung im Voraus und Reflexe bei der Umsetzung zeigen – ja, auf Glück und Zufall vertrauen – ungern.

Ebenfalls negativ fallen die vereinzelt auftretenden Bugs der Gegner-K.I. auf, die etwa Figuren munter ihre Patrouillen-Routen weiterspazieren lässt, obwohl direkt vor ihren Augen ein Kollege aus der Distanz zur Strecke gebracht wurde. Nicht minder unfair für Spieler und Opfer erscheint auch das häufige „Stecken-Bleiben“ von Gegnern in Türen, was sich auch unvorteilhaft auf die Immersion generell auswirkt.

Glücklicherweise schafft es  Hotline Miami 2: Wrong Number aber, diese Fehler mithilfe seiner abermals erstklassige Präsentation zu überspielen: Angefangen beim detailreichen Leveldesign, über die schicke VHS/Betamax-Optik (Die Levels werden als Kassetten bzw. Filme präsentiert, das Pause-Menü lässt ältere Spieler in technologische Nostalgie eintauchen) bis hin zum absolut großartigen, mitreißenden sowie perfekt abgestimmten Elektro-Soundtrack vermag auch dieser Teil mühelos Atmosphäre zu verbreiten.

Damit kann Hotline Miami 2: Wrong Number als gelungenes Sequel bezeichnet werden: Größer mit einigen Verbesserungen und Beibehaltung der größten Stärken, dadurch aber auch mit sporadisch nervenden Mängeln behaftet, bei denen ein Fan des Vorgänger jedoch gerne beide Augen zudrückt und sich lieber dem Rausch des fordernden Gameplays sowie der berauschenden Retro-Optik hingibt.

Plattform: PS3 (Version gestestet), PS4, PS Vita, PC, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 11.03.2015, Link zur Homepage