Pharrell-Williams-©-Sony

Pharrell Williams – Girl

8
Funk

Als Musikproduzent spielt Pharrell, seineszeichens auch als N.E.R.D. oder bei den Neptunes unterwegs, schon jahrelang in den höchsten Ligen. Immer wieder mischt er an prominenter Stelle mit, verleiht auch einmal seine Stimme, vor allem aber sein hervorragendes Gespür dafür, was im nächsten Frühling oder Sommer erwünscht sein wird.

Was man lange erwartet hat und seit dem ersten eher untergegangenen Versuch In my mind vielleicht immer wieder erhofft hat, ist nun ein ebenso beeindruckendes Solo-Studioalbum, bei dem er im Mittelpunkt steht. Girl, bereits Anfang März erschienen, soll dieses Loch im sonst vollständig ausgefüllten Lebenslauf Pharrells auffüllen – und steht nun hier auf dem Prüfstand. Zugegebenermaßen wurden die Chartbreaker wie Get Lucky, das gemeinsam mit Daft Punkt aufgenommen wurde sowie Blurred Lines, das den schon etwas eingestaubten Robin Thicke wieder zurück ins Rampenlicht geholt hat schon einigermaßen abgehört, was den breiten Massenanklang nur umso mehr unterstrichen hat. Und gleich nach dieser Gute-Laune-Salve schießt Pharrell nun auch ein  Solostückchen nach, genannt Happy. Einfach gestrickt, in Aufbau wie in Textführung, schafft es dieses Liedchen in seiner schön-naiven Grundaussage hin zu einer Hymne auf die glückliche Lässigkeit.

Zurück zum neuen Album: Eröffnet wird mit Marilyn Monroe – ein Name, der gleichermaßen auf seinen extravaganten Auftritt hinweist: Von Hans Zimmer wurden da eben einmal die Streicher geborgt, bis der Track dann wieder in den Funk-Pop, den man von Pharrell dieser Tage nun schon ein bisschen gewohnt ist, abbiegt. Quer verstreut finden sich auf diesen zehn Stücken verschiedenste Versatzstücke von Trompeten bishin zum eingängigen Clapping, von R’n’B Sounds bishin zum eben ganz klassisch-einfachen Pop. Pharrell greift sich scheinbar aus allen ihm zugängliche Genres die leicht bekömmlichsten Details heraus und bastelt daraus ein Konstrukt, das weder im Pop, im Funk, oder einer anderen erwähnten Musikrichtung ihre absolute Entsprechung findet.

Im Aufbau ist Girl ein schlichtes Album – als hätte man mit Tracks wie dem erwähnten Happy schon vorgelegt, was erreicht werden sollte, ohne dass die Latte übertroffen werden kann. Das will Pharrell aber auch gar nicht – im Einfachen liegt hier das Große, und man kann es gerne so umlegen, als dass Happy den Mikrokosmos im Makrokosmos Girl darstellt. Diesmal hat Pharrell den Spieß umgedreht und holt sich selbst Gastsänger an Board, in Brand New wäre das Justin Timberlake – hier geht es dann um das Battle, wer es in die nächst höhere Stimmlage schafft. Schon damals, als Justin Timberlake noch am Popthron gesessen hat, haben die beiden ein gutes Duo abgegeben (erinnert sei an Like I love you). Miley Cyrus darf ein bisschen mitträllern (Come get it bae) und um sich auch noch den Soul zu pachten, ebenso Alicia Keys (Know who you are).

Die nun neueste Single des Albums, die momentan ebenso wieder auf Random an allen möglichen Stationen läuft, Gust of wind, beweist, dass Daft Punk und Pharrell eine spektakulär talentierte Mischung abgeben. Ein bisschen fühlt sich das Album so an, als würde Pharrell sich selbst den Spiegel vorhalten – indem er alles zeigt, was er kann. Er kann mit anderen Künstlern arbeiten, aber auch sonst kann er eigentlich alles: Songs schreiben, sich seine eigenen Sounds zusammenstellen, immer die richtigen Beats und die richtigen Vocals finden. Ein durchgeplantes Pop-Album ist es geworden, dieses Girl. Gespannt darf man währenddessen sein, was Pharrell auf seinem nächsten Album noch wird anpacken wollen, wirkt dieses doch schon eigentlich wie der Schlussstein in seiner sonst vollbesetzten, hochtalentierten musikalischen Krone.

Pharrell  – Girl, Smi Col / Sony Music, pharrellwilliams.com




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