Rio-Bravo-©-2007-Warner-Home-Video

100 DVDs in 100 Wochen: Rio Bravo

Nummer drei in 100 Filme in 100 Wochen versetzt mich heute in den Wilden Westen, genauer in Howard Hawks Rio Bravo aus dem Jahr 1959.

Ich bin ja Western gegenüber prinzipiell eher abgeneigt. Ja, Django Unchained war ein echt saucooler Film, aber ehrlich, mit Western meine ich so richtige Western. Also keine supertollen Tarantino-Soundtrack-Giganten-Movies, sondern so richtige fade, lange, wüstenstaubtrockene Western. Und genau das habe ich mir eben auch von Rio Bravo erwartet. Und ehrlich, so Unrecht hatte ich damit letztlich auch nicht. Aber von vorne.

Schon die erste Szene finde ich dermaßen amüsant, dass ich mich auf der Rückseite der DVD nochmals versichern muss, ob ich eh den richtigen Film erwischt habe. Schließlich handelt es sich, laut Beschreibung, um eine Tragikomödie. Nun ja: Laut heutigen Definitionen – oder eher Sehgewohnheiten – bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Film noch so recht in dieses Genre passt. Ich bin mir ziemlich sicher jeder kennt unweigerlich Bud Spencer und Terrence Hill – ja genau, das sind diese hirnverbrannten (Achtung, das muss nicht unbedingt negativ gemeint sein, also beruhigt euch, okay?) Filme, die es immer auf mindestens einem Sender im Fernsehen spielt, vorzugsweise am Sonntagnachmittag. Alle haben die typischen Bumm-Zack-Szenen vor Augen? Gut. Denn genauso ergeht es jedem, egal übrigens ob den Guten oder den Bösen, im gesamten Film. Wirklich, im gesamten Film. Da reicht schon eine falsche Bewegung – zack – erschossen. Oder, auch grandios zuzusehen: Eins auf die Rübe und schon bewegt sich der „Niedergeschlagene“ nicht mehr. Ja, so einfach kann man die Leute reihenweise aus den Saloons schleifen. Ich warte schon sehnsüchtig darauf bis jemand einen Sessel über den Schädel gezogen bekommt, aber da muss ich mich wohl noch ein bisschen gedulden.

Lustig ist auch, wie Rio Bravo mit gängigen Klischees umgeht. So ist der Hilfssheriff Dude (Dean Martin) ein Alkoholiker sondergleichen, Sheriff John T. Chance (John Wayne) eine harte Sau und das hübsche Blondchen (Angie Dickinson) ist eben, naja, hübsch und blond. Achja, und die Mexikaner – Rio Bravo spielt nämlich in einem gottverlassenen (jaha, Western-Slang) Kaff an der texanischen Grenze zu Mexiko – sind unglaublich Klischee-beladene Mexikaner. Der Akzent, die Namen (ich mein, Consuela und Marco?!), die Kostüme – es ist einfach zu viel in den Südamerikaner-Topf der Klischees gegriffen worden. Aber gut, 1959 halt, oder so.

Rio-Bravo-©-1959-Warner-Bros.(1)

Mittlerweile sind die beiden Sheriffs und ein alter Krüppel, der den beiden – mehr oder weniger – behilflich ist, dabei, die Bösewichte zu stellen. Nahe an den Ermittlungsmethoden von sämtlichen Polizei-Serien á la CSI entdeckt Dude, dass einer der bösen Jungs, bevor er in den Saloon geflüchtete, in eine Pfütze gestiegen ist. Logisch, dass dieser nun als Einziger dreckige Stiefel haben muss. Und damit hat er schließlich auch Recht. Wahnsinn – und ich dachte diese Art von messerscharfem Verstand gibt es erst seit „unseren“ Serien. Damit ist die lustige Verbrecherjagd aber noch nicht vorbei. Aus irgendeinem Grund landen alle in dem von den Mexikanern betriebenen Hotel. Die Bösewichte beschließen Dude in Geiselhaft zu nehmen – und ihr Plan ist grandios. Da dieser gerade in der Dusche steht und die Stiegen dunkel sind, beschließen sie ein Seil einfach mal quer zu spannen. Und tatsächlich – Dude steigt aus der Dusche, aus dem Zimmer, geht die Treppe hinunter, stolpert über das Seil und ist sofort K.O. So richtig hinüber – aus die Maus – ohnmächtig. Bud Spencer und Terrence Hill in allen Ehren, aber dieser „ernsthafte“ Western lässt einen öfters schmunzeln, als wohl von Howard Hawks erwünscht war.

Gegen Ende hin werde ich außerdem noch Zeuge einer so dermaßen entspannten „Schießerei“, dass ich beschließe mir einen Kaffee aus der Küche zu holen – viel zu verpassen scheint es ja eh nicht zu geben. Und wirklich, zehn Minuten später wird noch immer, eher halbherzig aber immerhin, geschossen. Und irgendwann ist dann Rio Bravo auch zu Ende. Die Moral, die ich mitgenommen habe ist auf jeden Fall, dass man es auch im Wilden Westen als Alkoholiker auf jeden Fall nicht leicht hatte; es zu dieser Zeit noch Männer gab, die Frauen über die Schwelle getragen haben und das die Bumm-Zack-Brack-Methode auch in „ernsthaften“ Western vorkommen kann.

Meine Empfehlung: Wer sich lustige 136 Minuten lang von einem Western unterhalten lassen will, der weder an Klischees noch an Bud Spencer-ähnlichen Szenen spart, der sollte sich Rio Bravo auf jeden Fall mal zu Gemüte führen. Wichtig dabei: Mit einer gehörigen Portion Humor und wenig Erwartung in den DVD-Player einlegen. Nächstes Mal geht es weiter mit Wilde Erdbeeren.




Entdecke mehr von pressplay

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen