Nico-Hofmann-Philipp-Stölzl © Lukas Krummholz

Interview mit Philipp Stölzl und Nico Hofmann

Nach unserem Gespräch mit Olivier Martinez zum Drama Der Medicus, trafen wir uns auch mit Regisseur Philipp Stölzl und im Anschluss mit Produzent Nico Hofmann.

pressplay: Wie war die Zusammenarbeit mit Nico Hofmann?

Philipp Stölzl: Nico ist ja sozusagen der große deutsche Fernsehproduzent, der schon seit Jahren Sensationsfernsehen macht. Zuletzt das unglaublich tolle Unsere Mütter, unsere Väter, diese Kriegsgeschichte. Das ist einfach nicht nur ein loyaler Produzent, sondern wo auch im Dialog sehr viel passiert. Ich bin überhaupt so ein Dialog-Regisseur, bin niemand der da so sein Ding dreht. Ich mag den Austausch in jede Richtung, ob das mit dem Produzenten ist, oder mit dem Drehbuchautor oder mit den Schauspielern am Set – ich find immer, dass man einander zuhören sollte und in einer gesunden Streitkultur auch künstlerisch am weitesteten kommt.

Wie war das dann mit so vielen internationalen Künstlern zusammen zu arbeiten und an so vielen verschiedenen Schauplätzen das Mittelalter wiederzuerwecken?

Die anderen Filme davor waren nicht gerade klein, ich habe Nordwand gemacht und der war vom logistischen her schon eine Aufgabe. Bei Der Medicus ist das nochmal größer dimensioniert gewesen, aber irgendwann kann mans dann auch mal. Ich war da am Anfang vom Drehtag schon nervös, wenn ich den Drehplan sehe und denke: Wahnsinn, was müssen wir heute alles schaffen. Und ich habe einen ganz netten bayrischen Regieassistenten und der sagt immer Bippo zu mir. Und er sagt dann: Weißt du, Bippo, wir fangen vorne an und hören hinten auf. Und so ist es eben bei einem großen Film auch. Du fängst irgendwie bei jedem Film vorne an und hörst hinten auf. Man sucht sich da schon seine Leute zusammen, man ist als Regisseur ja auch ein bisschen wie ein Dirigent – man muss es ja nicht allein stemmen, sondern arbeitet mit dem gesammelten kreativen Potential.

Woher kam ihr Interesse Der Medicus zu verfilmen?

Am Roman? Es ist ein unglaublich tolles Buch, ein großes Mittelalter Panorama, ein Populär-kulturelles Buch, wo man erst mal auf der einen Seite einen tollen Abenteuerfilm für die ganze Familie gestalten kann und auf der anderen Seite hat es ganz gewichtige philosophische Themen – das Streben nach Erkenntnis, Aberglauben gegen Fortschritt. Der Gegensatz von liberaler und fanatischer Religion. Das alles sind schwergewichtig intensive Themen, da hat man das Gefühl man blickt in die Vergangenheit aber sie sagen einem auch was für das Heute. Und da habe ich das Gefühl, das Kino dann toll ist wenn es große Unterhaltung ist, aber im Kern auch was zu sagen hat. Für reines Popcorn Kino würde ich gar nicht antreten, das wäre nichts für mich.

[Anm.: An dieser Stelle übernimmt Nico Hofmann das Gespräch.]

Wie viel Einfluss hatten Sie auf die Besetzung?

Nico Hofmann: Also ich kann ganz klar sagen, das ich mich in die Besetzung eingemischt habe. Besonders bei Tom Payne, den habe ich gepusht nachdem ich ihn in einer kleinen Rolle bei Michael Mann neben Dustin Hofmann gesehen habe. Das zweite war bei Olivier Martinez, den ich aus Frankreich kenne. Ich finde Olivier Martinez ist für den europäischen Raum ein bisschen unentdeckt. Mir gefiel es, für die Schah-Rolle jemanden zu haben, der das mit dieser unglaublichen Dekadenz spielt. Und er hat sich in die Rolle auch wirklich verliebt – er hat das Buch keine vierundzwanzig Stunden gehabt, da hat er schon zugesagt. Er ist auch überall dabei und ist sogar freiwillig zu Wetten, dass gegangen!

Aber war ganz zu Beginn des Projekts schon klar, dass es sehr englisch geprägt sein würde?

Also das Projekt hat ja ganz viele Entwicklungsebenen – wir haben sehr lange an dem Buch herum gearbeitet. Wir haben dann auf das Paket aus Jan Berger und Philipp Stölzl gesetzt. Ich schätze Philipp Stölzl – er hat eine Visualität, das hat er in der Oper gelernt, er ist ein Regisseur, der wirklich nah an die Figuren heran geht. Die ganze Besetzung ist sehr gemeinschaftlich entstanden. Ben Kingsley war ein frühe Idee von mir, er hat auch schnell zugesagt – ich wüsste auch nicht, wer diese Rolle sonst spielen sollte. Stellan war eine Idee von Philipp, der ein toller Schauspieler ist. Es ist der Versuch gemacht worden, von Deutschland aus ein Projekt auf die Beine zu stellen das aber internationalen Appeal hat.

Haben Sie eine Vorliebe für Romanverfilmungen?

Offen gestanden, gar nicht. Ich mache da eigentlich immer einen großen Bogen drum herum. Es ist unheimlich schwer, Romane zu verfilmen. Ich hab es nur dann gemacht, wenn mich etwas total überzeugt hat. Das letzte war Der Turm von Uwe Tellkamp. Wenn sie so ein Buch verfilmen – das hat eine klare Leserschaft und da weiß man auch wer die Kernzielgruppe ist. Gerade bei ab 30jährigen kann man davon ausgehen, dass sie das Buch zumindest kennen.

Gab es die Überlegung das Buch zu splitten und in mehreren Teilen rauszubringen?

Wir haben alle möglichen Überlegungen gehabt. Wir haben überlegt, es als große Miniserie fürs Fernsehen zu machen. Da geht ja auch eindeutig der Trend hin. Zu diesem 3, 4, 5-teiligen Erzählen, das wäre auch beim Medicus sehr gut gegangen, das ist ganz klar. Das ganze Volumen wäre da gewesen. Aber wir wollten es fürs Kino machen und es war ein Kinoangebot. Gerade in der Visualität und der Regie haben wir ganz klipp und klar auf die Kinokarte gesetzt. Es ist eine klare Entscheidung gewesen.

Gibt es Interesse auch die anderen Bücher von Noah Gordon zu verfilmen?

Die Deutschen haben ja ein ungemeines Interesse am frühen Mittelalter – besonders im literarischen. Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass man da was macht. Aber ich plane jetzt nicht, Der Medicus 2 rauszubringen.

Vielen Dank für das Gespräch.