Gravity Rush Remastered
Nicht nur die Verkaufsschlager der PS3 bekommen einen frischen Anstrich und werden neu für die aktuelle Konsolengeneration von Sony aufgelegt, sondern zunehmend auch die wenigen der Playstation Vita. Mit Gravity Rush Remastered erscheint nun der vielleicht interessanteste dieser Titel.
Das sich Sonys Handheld nicht gerade mit ruhmreichen Verkaufszahlen schmücken darf, ist ja bekannt. Das sich dies auch bei den auf der Plattform erschienen Videospielen niederschlägt liegt natürlich nahe. So finden sich unter den 20 bestverkauften Titeln für die PS Vita kaum exklusive Spiele, dafür umso mehr Adaptionen zugkräftiger Franchises wie Call of Duty, Assassin’s Creed, Need for Speed und die obligatorischen EA-Sports-Ableger. Das sich in Sachen Remaster-Edition dann nur knapp eine Handvoll relevanter Spiele anbieten, offenbart die mangelnde Weitsicht Sonys auf das Potential des eigentlich (oder zumindest: technisch) überragenden Handhelds. Wie dem auch sei: Nach der unlängst erschienen, sehr ordentlichen Portierung des ansehnlichen Plattformers Tearaway auf die PS4 folgt nun das ungewöhnliche Action-Adventure Gravity Rush aus dem Jahr 2012.
Das sich in Sachen Inhalt bei einem Remastering kaum etwas ändert, liegt auf der Hand: Erneut darf der Spieler daher die Rolle der jungen Protagonistin Kat übernehmen, die sich mithilfe ihrer Katze Dusty die Fähigkeit zur Veränderung der Gravitationskraft (aka Schwerkraft) aneignet. In der in fünf unterschiedliche Bereiche aufgeteilten, schwebenden Stadt Hekseville gilt es nun, die nahende Bedrohung eines Gravitationssturms aufzuhalten und sich diverser Monster zu entledigen. Einige Sidequests und Challenges versprechen Ablenkung von der etwa neun Stunden langen Hauptstoryline, die in der gesamten Spielwelt verstreuten Kristalle ermöglichen Upgrade der Fähigkeiten. Been there, done that.
Was Gravity Rush Remastered aus der Ödnis eben dieser formelhaft wirkenden Zusammenstellung eines 08/15-Action-Adventures entreißt ist die grundlegende Spielmechanik: Per Schultertasten-Druck löst sich die Spielfigur vom Boden und lässt sich nun in jede mögliche Richtung mehr oder weniger elegant schicken (korrekterweise: fallen). Ein je nach investierten Kristallen schnellerer oder langsamer ablaufender Timer bringt den Spieler dazu, nicht nur sinnlos in, unter oder über der schwebenden Stadt herumzutreiben, sondern mit notwendiger Finesse zu navigieren. Da sich oftmals auch Gegner auf sämtlichen Oberflächen tummeln, kann man nur dankbar sein, das die Steuerung schon nach kurzer Zeit beherrschbar ist: Eine Basis-Kombo-Attacke auf festem Boden, ein zielgerichteter Sprungkick in der Schwerelosigkeit, ein automatisch ausgeführter Angriff während einer Gleitfahrt und drei zeitlich begrenzte Spezialattacken stellen das gesamte Arsenal der Spielfigur dar. Nicht viel, aber ausreichend genug, um über weite Strecken hin nicht allzu abwechslungsarm zu wirken.
Optisch hat sich am ohnehin ansprechenden Cel-Shading-Stil kaum etwas verändert, wodurch auch die PS4-Version von Gravity Rush durchaus ansehnlich erscheint. Die Animationen bleiben jedoch wie erwartet etwas abgehakt und auch die großteils steril wirkende Stadt lässt aufwendige Details vermissen, um ihr etwas Leben einzuhauchen. Die Steuerung via PS4-Dualshock-Controller bzw. dessen Bewegungssensor wurde entsprechend angepasst, bleibt jedoch hinter jener der PS Vita in Sachen Nützlichkeit zurück: Mit dem Gamepad auf der Couch herumfuchteln, um Flugbahn und Perspektive zu kontrollieren, hat bisher nur bei Flower wirklich gut funktioniert und ist wohl hier nur als Nachgedanke implementiert worden.
Damit ist Gravity Rush Remastered genau jener Titel geworden, den man sich erwarten konnte: Eine leicht aufgehübschte PS Vita-Version mit einigen zusätzlichen Boni (u.a. drei Kostümpakete, zusätzliche Nebenmissionen und Challenges, Galeriemodus) sowie verzichtbarem Einsatz der PS4-Controller-Elemente. Die Präsentation bleibt wie auch das Gameplay unverändert und damit zumindest sehr kreativ – wer die Gelegenheit sucht, einen der besten PS Vita-Titel auf der PS4 zu spielen, kann ohne Bedenken zugreifen. Ist man auf der Suche nach einem langfristig fordernden, in einer abwechslungsreichen und lebendigen Spielwelt eingebetteten Action-Adventure, so sollte man angesichts des spürbaren Alters von Gravity Rush vielleicht doch auf die kommende Fortsetzung für die aktuelle Konsolengeneration warten.
Plattform: PS4 (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 03.02.2016, Link zur Homepage