Schwarze Flügel hat mein Engel

Schwarze Flügel hat mein Engel ist ein Noir-Klassiker von Elliott Chaze. Ursprünglich 1953 veröffentlicht, war der Roman viele Jahre von der Bildfläche verschwunden, bevor er Anfang der 2000er wiederentdeckt wurde – und Chaze späten literarischen Ruhm einbrachte. Man soll es kaum glauben, aber es dauerte dann nochmal weitere 20 Jahre, bis der Roman nun erstmals in deutscher Übersetzung erscheint, dem Festa Verlag sei Dank. Ein kleines Meisterwerk kann nun also endlich auch hierzulande finster schimmern.

Southern Noir

Im Süden der USA: Tim ist aus dem Knast ausgebrochen und verdingt sich als Tagelöhner. Er träumt vom großen Coup, einen Überfall auf einen Geldtransporter. In einem schäbigen Hotel lernt er die Billig-Prostituierte Virginia kennen, die einem Engel gleicht. Tim und Virginia entdecken, über eine zerstörerische Leidenschaft füreinander hinaus, dass sie noch etwas weiteres gemeinsam haben: Ihren unbändigen Hunger nach Geld und einem ungezügelten Leben. Tim glaubt in der gefährlichen Schönheit, die ideale Partnerin für seinen Raubüberfall gefunden zu haben

Ich wollte kein sauberes Geld. Für mich galt: Je schmutziger, desto besser.

You want in darker

Schwarze Flügel hat mein Engel ist ein schwül-heißer Southern-Noir-Roman, der mit seiner Kompromisslosigkeit sich locker in die Reihen der härtesten Vertreter dieses Genres gesellen darf. Das schicke Cover von Festa suggeriert eher den Noir eines Dashiell Hammett. Doch was wir hier bekommen ist eher Noir vom Schlage eines Jim Thompsons, eines James McCain oder auch den der schwärzesten Romane von Georges Simenon. Ein heißes Eisen also.

Ich warf sie aufs Bett und sie lächelte zu mir hoch. Während der nächsten drei Stunden tat ich alles, um ihr zu beweisen, dass aus mir kein Gentleman geworden war und nie einer werden würde.

Ähnlich wie beim Kollegen Jim Thompson interessiert sich Elliott Chaze vor allem für den sozialen Aspekt. Die Protagonisten sind Menschen, die durch jedes Raster gefallen sind, ohne Auffangnetz. Sie schleppen und prügeln sich von einer Mahlzeit und von einem Job zum nächsten. Es gibt für sie keine Hilfe und keine Gnade.

Schwarze Flügel hat mein Engel besticht auch durch eine weitere Komponente – die Unvorhersehbarkeit des Geschehens. Während man sich zu Beginn noch in der Sicherheit von gängigen Genre-Konventionen sieht, zieht einem Chaze ab der Mitte regelmäßig den Boden unter den Füßen weg. Der Handlungsverlauf ist ähnlich unberechenbar wie die Seitenanzahl der Kapitel, die mal 3, und dann mal 50 Seiten lang sind.

Schwarze Flügel hat mein Engel ist eine echte Entdeckung, die sich Noir-Fans unter keinen Umständen entgehen lassen sollten. Der Roman gehört mit Sicherheit in die oberen Reihen des Genres. Und selbstverständlich wartet er mit einem grausam-finsteren Schluss auf. Keine leichte Lektüre. Für Fans der dunklen Literatur unverzichtbar.

Schwarze Flügel hat mein Engel von Elliott Chaze, 336 Seiten, erschienen im Festa Verlag.

Schwarze Flügel hat mein Engel (c) 2025 Elliott Chaze, Festa Verlag