Good Boy
Good Boy ist ein außergewöhnlicher Horrorfilm, der einen tierischen Protagonisten in den Mittelpunkt rückt. Mit allerlei Vorschuss-Lorbeeren, hatte der kleine Indie-Film nun seine Österreich-Premiere auf dem diesjährigen Slash Filmfestival.
Vier Pfoten und ein Schatten
Indy ist ein Nova Scotia Duck Tolling Retriever. Er lebt glücklich mit seinem Herrchen Todd (Shane Jensen) zusammen. Dann wird Todd krank. Sterbenskrank. Als Todds Großvater stirbt, zieht Todd mit Indy in das verlassene Haus. Während Todd mit seiner Krankheit – und dem Leben ringt, merkt Indy, dass irgendetwas Unheimliches in diesem Haus um sich geht. Schatten kriechen aus den Ecken, versuchen einen zu schnappen, und mit sich zu ziehen.
Trauerbewältigung, Doggy Style
Good Boy hat sein minimales Budget wohl vor allem in das Training seines hündischen Protagonisten investiert. Das hat sich auf jeden Fall ausgezahlt, denn Indy ist großartig und vermag es wirklich, den ganzen Film quasi alleine zu tragen. Indy ist im „echten Leben“ übrigens der Hund von Autor und Regisseur Ben Leonberg, der mit Good Boy sein Langspielfilm Debüt abgibt.
Der Film bleibt immer nah an Indy dran, der Blickwinkel der Kamera ist meist aus seiner Augenhöhe gedreht. Der Horror der Geschichte dient dabei einmal mehr als Parabel. Aufs Sterben, den Tod, das Abschiednehmen, die Trauerbewältigung. Das Ganze aus der Perspektive des Hundes zu sehen, der sein geliebtes Herrchen verliert, ist natürlich herzzerreißend.
Aber Ben Leonberg gibt sich keiner einfachen Gefühlsduselei hin, versucht uns nicht, mit der unangefochtenen Niedlichkeit seines Haustieres zu manipulieren. Er lässt den Zusehern genug Raum für eigene Interpretationen – und seinem vierpfotigen Protagonisten Zeit für eine Katharsis. Die ist dann umso befreiender, für Publikum wie Tier.
Good Boy lief vor einem restlos ausverkauften Saal. Es ist ein wahrlich besonderer Film, der seine Idee originell und konsequent durchzieht. Dass der Film aber gerade Anfangs ein wenig braucht, um in die Gänge zu kommen, und bei einer Spielzeit von unter 70 Minuten (Abspann nicht mitgezählt) dennoch hie und da mit gefühlten Längen zu kämpfen hat, sei auch nicht verschwiegen.
Wer sich jedoch auf das Konzept einlässt, eine Geistergeschichte aus Hundeperspektive erzählt zu bekommen, wird mit Good Boy eventuell einen Freund fürs Leben finden. Davon nicht berührt zu werden, dürfte selbst Haustierverweigerern schwerfallen.
Regie: Ben Leonberg, Drehbuch: Ben Leonberg, Alex Cannon, Darsteller: Indy, Shane Jensen, Larry Fessenden, Arielle Friedman, Filmlänge: 72 Minuten, gezeigt auf dem SLASH Filmfestival 2025


