Meine Freundin Helen
Mary Downing Hahn, Jahrgang 1937, kam erst recht spät zum Schreiben. Seit ungefähr 40 Jahren zählt sie jedoch in den USA zu den renommiertesten Autorinnen von YA-Novels. Sie hat sich mit ihren Romanen ganz der gruseligen und spannenden Lektüre für jugendliche Leser verschrieben. Besonders bekannt ist ihre bereits 1986 erschienene Novelle Wait till Helen comes. Umso erstaunlicher ist es, dass es so lange gedauert hat, bis die Geschichte auch in deutscher Sprache erscheint. Der Festa Verlag hat sich dem Werk von Mary Downing Hahn nun angenommen und in Aussicht gestellt, noch mehrere Werke der Autorin zu übersetzen.
Meine Freundin Helen erzählt aus der Perspektive der Teenagerin Molly, wie ihre Patchworkfamilie in ein neues Haus zieht. Ihre Mutter hat wieder geheiratet und so gibt es neben ihrem Bruder Michael nun auch den Stiefvater Dave und vor allem die kleine Stiefschwester Heather. Die ist ein richtiges Scheusal und manipuliert ihren Vater wo sie kann, zu glauben, Molly und Michael würden ihr böses tun. In Molly wächst ein richtiger Hass auf Heather. Hinter dem neuen Haus liegt ein alter stillgelegter Friedhof. Hier treibt sich Heather besonders gerne herum. Und etwas Unheimliches scheint hier vorzugehen. In Molly wächst immer mehr Unbehagen. Kann es sein, dass ihre Schwester Freundschaft mit einem Geist geschlossen hat?
„Warte nur, Molly“, flüsterte Heather mir ins Ohr. „Warte nur, bis Helen kommt. Dann wirst du für alles büßen, was du mir angetan hast.“
Meine Freundin Helen ist eine beinahe schon als klassisch zu bezeichnende Geisternovelle. Die Erzählung zieht die Leser innerhalb weniger Seiten mit ihrem Retro-Charme in Bann. Meine Freundin Helen könnte auch ein verschollener Film von Steven Spielberg aus den 80ern sein. Die Prosa ist locker und leicht zu lesen, womit eine Leseempfehlung ab 12 Jahren angemessen erscheint. Wie jeder gute YA-Roman, lässt sich Meine Freundin Helen aber auch wunderbar für Erwachsene lesen.
„Komm“, sagte sie leise. „Verlass diese Welt, wo du so unglücklich bist, wo dich niemand liebt. Wir gehen zusammen weg. Du und ich.“
Allzu viel Tiefe sollte man von der Geschichte freilich nicht erwarten – und sofern man in dem Genre nicht völlig neu ist, lässt sich auch ziemlich bald absehen, auf was das ganze hinauslaufen wird. Das tut dem Charme und der dichten Atmosphäre der Erzählung keinen Abbruch. Und wie jede gute Geistergeschichte ist das Ende natürlich emotional sehr bewegend. Für Fans von sanftem Retro-Grusel oder für nicht zu ängstliche Jungleser ist Meine Freundin Helen sehr zu empfehlen.
Meine Freundin Helen – Eine Geistergeschichte von Mary Downing Hahn, 176 Seiten, erschienen im Festa Verlag.
Meine Freundin Helen – Eine Geistergeschichte (c) 2024 Mary Downing Hahn, Festa Verlag