Low: David Bowie’s Berlin Years

Mit Low: David Bowie’s Berlin Years schließt Reinhard Kleist seine Graphic Novel Erzählung über David Bowies frühe Karrierejahre ab. Während er sich in Starman, erschienen 2021 bei Carlsen, mit der Ziggy-Stardust-Phase Bowies befasste, geht es in Low, wie der Untertitel bereits sagt, um die Berlin Jahre.

1976 ist es für David Bowie mal wieder Zeit für eine Neuerfindung. Glamrock langweilt ihn, von seinem Bühnen-Alter Ego Ziggy Stardust will er nichts mehr wissen, den Ruhm in Amerika empfindet er als lähmend, mit seinem langjährigen Produzent Tony DeFries überwirft er sich. Bowie hat die Schnauze voll. Er schnappt sich seinen Kumpel Iggy Pop und zieht mit ihm nach Berlin. Hier gibt es derzeit den angesagtesten Underground und Avantgarde. Und genau darauf wird Bowie die nächsten Jahre abzielen.

In Low nimmt uns Reinhard Kleist noch einmal mit, in David Bowies schillernde Künstlerwelt. Der Ton, das Setting, die ganze Grundstimmung, sind in Low wesentlich gesetzter und weniger schillernd als in Starman. Kleist schafft es mit seinem Artwork, insbesondere auch durch die starke Farbgebung, die Erdung die Bowie in seinen Berlin-Jahren durchmacht, uns näher zu bringen. Aus dem bunten verrückten Vogel, wird ein erwachsener Künstler, der seine Verwirklichung nun im Anspruch und nicht mehr in der Provokation sucht.

Besonders die Freundschaft, oder auch Ko-Abhängigkeit, zu Iggy Pop stehen in Low im Fokus und führen zu einigen rührenden Szenen. Etwa wenn Iggy im angesagtesten Punk-Schuppen Berlins von Niemanden erkannt wird und daraufhin traurig an der Bar versumpert. Doch auch über die schwierigen Seiten von Bowie wird berichtet, wenn alte Weggefährten einfach fallen gelassen werden, oder das eigene Ego über alles andere drüber brettert.

Low ist eine spannende und erhellende Auseinandersetzung mit dem Mythos Bowie. Reinhard Kleist hat mit seinen beiden Bänden ein spannendes Panoptikum geschaffen, über die künstlerisch wichtigsten Jahre des Ausnahmetalents. Grafisch überzeugend und erzählerisch anspruchsvoll, ist Low eine klare Empfehlung und ein Jahreshighlight.

Low: David Bowie’s Berlin Years von Reinhard Kleist, 176 Seiten, erschienen im Carlsen Verlag.