Metaphor: ReFantazio
Metaphor: ReFantazio stürmt die Bühne, reißt das Mikrofon an sich und brüllt so laut, dass die Ohren beben. Atlus, die Macher von Shin Megami Tensei, haben eine neue IP entwickelt, und das geschieht nicht jeden Tag. Viel zu oft lassen sich Spiele-Releases in allzu einfach klassifizierbare Schuhkartons einpacken. Fantasy-JRPG – da hat jeder eine Vorstellung im Kopf, wie das aussieht, was man dort findet, und dem entspricht ein folgsamer Entwickler dann auch. Die Zeit verbringt ein Spielefan damit, nach bekannten Mustern zu suchen und sich dann unter einem Nostalgie-Schub zu entspannen.
Doch im Laufe der Jahrzehnte wird das fad, berechenbar, eintönig, unerträglich. Nicht dass man Atlus vorwerfen könnte, nicht ohnehin schon für die wenigen Spritzer Farbe verantwortlich zu sein, welche die japanische Videospiellandschaft am Leben halten. Aber Metaphor: ReFantazio versucht eben wirklich sein Bestes, noch mal etwas draus zu setzen. Woanders muss so viel Kreativität für ein ganzes Jahrzehnt reichen. Dabei ist die Spielschablone nicht besonders neu: Wer Persona kennt – und damit den Ablauf des täglichen Alltags, bei dem Entscheidungen über die Investition von Zeit getroffen werden müssen – findet sich bei Metaphor gleich wieder. Rundenbasierte Gefechte sind definiert durch das altgediente „Press-Turn“-System der SMT-Reihe, Dungeons sind genauso mit dabei wie das Entwickeln von persönlichen Beziehungen zu NPCs.
Jedoch ist es das ganze Füllmaterial dazwischen, was aus dem Spiel etwas ganz Besonderes macht. Atemberaubende Designs und Konzepte wie aus einem Fiebertraum begleiten das Spielgeschehen – man hat wahrlich das Gefühl, dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Das Ganze ist mit dem roten Faden eines spannenden politischen Plots durchzogen: Nach einer Entladung von Fantasy-Intrigen liegt es am Spieler, durch die Welt zu reisen und Stimmen zu sammeln. Gewählt wird der neue König, und auf dem Spiel steht alles. Die Welt von Metaphor: ReFantazio ist dabei mit politischen Akzenten aufgeladen, die nicht zeitgemäßer sein könnten. Rassismus und Unterdrückung stehen an der Tagesordnung und verleihen den Hauptcharakteren deutlich mehr Dimension, als man es üblicherweise vom Genre gewohnt ist. Die Musik, die mit prächtigem Orchester und Operngesang den notwendigen Gigantismus unterstreicht, bleibt dabei natürlich nicht unerwähnt. Bei Metaphor: ReFantazio trieft jeder Aspekt mit punkiger Aussagekraft und es fällt überhaupt nicht ins Gewicht, dass die Engine und Grafik technisch gesehen nicht ganz auf der Höhe der Zeit angekommen sind.
Das Spiel ist ein absolutes Fest für die Sinne und mitunter das Beste, was je aus dem Hause Atlus gekommen ist. In einem Jahr, das dicht gefüllt mit unterhaltsamen Releases ist, ist Metaphor: ReFantazio einer jener Titel, die auch noch lange Zeit nach Release in Erinnerung bleiben werden. Selbst für Spieler, welche die etwas abgenudelte Persona-Formel schon ein wenig satthaben, ist dieser Release so vollgefüllt mit prächtigen Ideen, dass noch immer eine Menge Spielspaß aufkommt.
Plattform: PC (Version getestet), PS5, PS4, Xbox Series X/S , Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 16, Release: 11.10.2024, Link zur offiziellen Webseite