Der Große Reset (c) 2024 Ika Sperling, Reprodukt(8)

Der Große Reset

Corona hat der Welt viel angetan. Schlimm genug, dass die Krankheit an sich grassiert, hat sich auch noch ein ganz anderes Virus in unsere Gesellschaft gefressen. Verschwörungsideologien bekamen eine neue, ungeahnte Hochkonjunktur. Der Schaden den unser Miteinander dadurch genommen hat, der Schatten, den er bis heute auf jeden öffentlichen Diskurs wirft, ist enorm.

Ika Sperling widmet sich mit ihrem autobiografischen Bildroman Der Große Reset genau diesem Thema. In nahezu jeder Familie hat es jemanden erwischt. Bei Ika ist es ihr eigener Vater, den sie an das Internet verloren hat. Übers Wochenende fährt sie auf Besuch aufs Land, ins Elternhaus. Auch ihre arbeitslose Schwester lebt derzeit wieder hier. Die Familie versteht sich generell nicht sehr gut und der Vater hatte wohl immer schon einen Hang dazu, hinter allem eine Verschwörung zu sehen. Doch Corona bringt das Fass zum Überlaufen. Ein Wochenende lang versucht Ika ihrer Familie wieder näherzukommen. Aber die Gräben werden immer größer.

 

Jepp, es war klar, dass diese Art der Aufarbeitung in der Kunst kommen musste. Und es ist auch gut so. Ika Sperling macht in Der Große Reset jedenfalls einiges richtig, in dem sie auf Niemanden mit dem Finger zeigt und dennoch ganz klar Stellung bezieht. Sehr interessant ist die Wahl der Zeichnerin, alle Figuren als Menschen darzustellen – nur der Vater ist eine Glasfigur. Ein gläserner Mensch durch und durch sozusagen. Er denkt den wahren Durchblick zu haben und ist eben selbst komplett zu durchblicken.

Der Große Reset versucht zwar einen leichten Ton anzuschlagen, dennoch wird das Thema den meisten von uns noch schwer im Magen liegen, weshalb der Comic wohl nicht unbedingt als leichte Wohlfühllektüre zu bezeichnen ist. Eher als eine Art der Aufarbeitung. Ein Sich-Zunicken: Ja, ich habe das auch durchgemacht. Und es ist noch nicht vorbei. Leichte Antworten gibt es am Schluss keine. Fast wie im wirklichen Leben.

Der Große Reset von Ika Sperling, 176 Seiten, erschienen bei Reprodukt.

Der Große Reset