Der Winterkrieg – Die Chronik der Sarmaten (c) 2023 Tim Leach, Goldmann Verlag(2)

Der Winterkrieg

173 n. Chr. führen die Sarmaten einen Krieg gegen das römische Kaiserreich. Nach einer bitteren Niederlage auf der gefrorenen Donau wird Kai, in seinem eigenen Stamm ein Außenseiter, unverhofft zum Anführer einer Gruppe Überlebender. Nun liegt es an ihm die Reste seines Volkes zu finden, die fünf Stämme zu vereinen und sie vor dem Untergang zu bewahren.

Einen historischen Roman über die Sarmaten zu schreiben ist kein leichtes Unterfangen, ist doch mehr oder weniger nichts über das ursprünglich aus Zentralasien stammende Reitervolk bekannt. Vielleicht ist es aber genau diese Unwissenheit, das Mysteriöse, weswegen der Stoff gut als Vorlage für einen Roman herhalten kann. Immerhin handelt es sich um eine Geschichte und nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung.

Aus der Ferne hätte die Armee aus Statuen bestehen können. Oder aus Toten. Sechstausend Reiter auf einer weißen Ebene aus Eis und Schnee, in einem Land, das nicht so aussah, als könnte dort etwas überleben.

Eins gleich Vorweg: Allzu viel historisches hat der Roman nicht. Ja, es gab die Sarmaten und es gab wahrscheinlich auch einen Kampf an der gefroren Donau zur Zeit Marc Aurels im Zuge dessen sich das Reitervolk Rom unterwerfen musste. Das war’s aber auch schon. Die einzige historische Figur ist der Kaiser Roms, Sarmaten waren nie in fünf Stämme geteilt, Wasserdrachen, Steppenwölfe alles komplett erfunden. Natürlich ist ein historischer Roman keine geschichtswissenschaftliche Abhandlung. Aber aufgrund der doch recht wenigen „historischen Anhaltspunkten“ fehlt mir dieses gewisse Gefühl von, zumindest simulierter, Historizität.

Aber egal. Die Geschichte selbst ist gut erzählt. Kai umgibt ein Geheimnis welches erst im Laufe der Geschichte offenbart wird, das hält die Spannung aufrecht und zwingt einem geradezu zum weiterlesen. Kritisieren könnte man an manchen Stellen die Darstellung der Sarmaten als wütende, kriegerische Barbarenmeute. Wo es am Anfang noch so wirkt als wären die Sarmaten der naturbezogene Gegenpool zu den erobernden Römern, nimmt der Text bald eine koloniale Perspektive ein und stellt Kai als eine Ausnahme unter seinesgleichen dar, als den einzigen der mit den Römern intellektuell auf einer Stufe steht.

Mit Der Winterkrieg legt Tim Leach den Grundstein für eine Trilogie. Es ist ein durchaus solider erster Teil, in dem einiges passiert und der zeigt, dass für die Sarmaten noch größere Abenteuer am Horizont warten.

Der Winterkrieg – Die Chronik der Sarmaten von Tim Leach, 432 Seiten, erschienen im Goldmann Verlag.

Der Winterkrieg - Die Chronik der Sarmaten




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