Vernon Subutex 1 (c) 2022 Luz, Virginie Despentes, Reprodukt(8)

Vernon Subutex 1

Vernon Subutex arbeitet 25 Jahre in einem Plattenladen in Paris, bis dieser plötzlich schließt. Durch die Arbeitslosigkeit stürzt Vernon immer weiter ab, verliert seine Wohnung und landet auf der Straße. Er versucht bei alten Freunden unterzukommen. Jede Begegnung birgt eine neue Geschichte. Ein Panoptikum der französischen Gesellschaft entfaltet sich. Vernon ist außerdem im Besitz eines USB-Sticks, dem ihn sein Freund, der Rock-Sänger Alex Bleach hinterlassen hat, bevor dieser dank einer Mischung aus Alkohol und Pillen in der Badewanne absoff. Auf diesen USB-Sticks verrät Bleach anscheinend ein paar pikante Details über einige wichtige Leute. Und dadurch wird Vernon bald zur Zielscheibe.

Virginie Despentes ist eine französische Schriftstellerin, deren Frühwerk (etwa Baise-moi) ihr den Ruf einer Skandal- Autorin einbrachte. In den vergangenen Jahren schrieb sie mit King-Kong-Theorie mal eben so nebenbei das feministische Manifest des 21. Jahrhunderts. Und erreichte mit ihrer Roman-Trilogie Das Leben des Vernon Subutex internationalen Starruhm. Dieses Werk brachte ihr große Anerkennung und eine Menge wichtiger Literatur-Preise. Es folgten Theater- und Fernseh-Adaptionen. Und nun auch eine Comic-Umsetzung von Luz.

 

Luz ist ein Karikaturist, der bei uns vor allem für seine Erinnerungen Wir waren Charlie bekannt ist (ebenfalls bei Reprodukt erschienen), über seine Zeit bei dem Satire-Magazin Charlie Hebdo vor dem verheerenden terroristischen Anschlag. Sein erster Band der Adaption von Vernon Subutex bleibt inhaltlich sehr nah am ersten Band der Roman-Trilogie dran. Luz‘ Zeichenstil kann man nicht unbedingt als lieblich bezeichnen. Er hat etwas rohes, skizzenhaftes, was der Geschichte einerseits manchmal einen brutalen Anstrich verpasst – andererseits aber auch sehr gut dazu passt. Bei der Umsetzung hat Luz sehr eng mit Virginie Despentes zusammen gearbeitet.

Man liest der Comic-Umsetzung seine Verehrung des Ursprungsmaterials an. Ganze Textblöcke werden eins zu eins aus dem Roman übernommen. Das macht Vernon Subutex zu einer sehr literarischen, mitunter fordernden, aber unbedingt lohnenswerten Graphic Novel. Der Geist der Romane wird definitiv bewahrt. Durch die Comic-Form bleibt aber auch viel Raum um aus dem introspektiven Schatten der Vorlage herauszutreten. Ein Comic, der Zeit fordert um ihn sich zu erschließen. Garantiert eine sehr gut investierte Zeit. Ein zweiter Band, der die Geschichte abschließt erscheint im Herbst in Frankreich, und wird dann wohl auch bald hierzulande nachgereicht werden.

Vernon Subutex 1 von Luz nach Virginie Despentes, 304 Seiten, erschienen bei Reprodukt.

Vernon Subutex 1




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