Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken
Heinrich Pohl erwacht im atlantischen Ozean treibend. In seiner unmittelbaren Nähe: Ein Lama und ein Clown. Kein Ufer weit und breit. Was ist geschehen? In Rückblenden gehen wir mit Heinrich die Geschichte seines Lebens durch – gezeichnet etwa durch die Gewalt des Vaters, der Gehässigkeit der Geschwister und den Trost durch Onkel Wendelin, der ein Antiquariat führt; und eine große Reise durch die USA – bevor wir schlussendlich wieder bei der Ausgangssituation landen.
Sogar das Letzte, was man im Leben tut, macht man zum ersten Mal: sterben.
Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken ist der neue, zweite Roman von Florian Weber. Der Autor ist vornehmlich als Musiker bekannt. Etwa als Drummer der Sportfreunde Stiller. Die Prosa von Florian Weber ist überraschend poetisch, ja direkt lyrisch. Wortgewaltig baut Weber Sätze voller Zärtlichkeit und Ironie. Sein beachtliches sprachliches Geschick übertrifft dann auch ein wenig die Handlungsebene, die skurrile Lebensgeschichte seines Protagonisten. Obwohl diese ebenfalls starke Züge trägt und bestens unterhält.
Nichts ist für immer, und wenn es doch für immer ist, dann nur weil es brillant ist.
Handlungstechnisch bewegt sich Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken irgendwo zwischen amerikanischen Indie-Film und Roadmovie. Feel-good und feel-bad-Momente wechseln sich ab und geben sich die Hand. Eine Wendung der Ereignisse kurz vorm Schluss ist dann wohl nicht ganz so überraschend, wie der Autor sie vermutlich geplant hatte. Macht aber nichts. Rein sprachlich kann man wunderbar in diesem Roman versinken. Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken ist literarisches Vergnügen, anregende Lektüre und ein leichter Sommerroman in einem. Ein ideales Geschenk für sich selbst, wie für andere.
Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken von Florian Weber, 319 Seiten, erschienen bei Heyne Hardcore.