Die Stahlwüste
Die Stahlwüste von Herbert W. Franke ist mit seiner Schilderung einer dystopischen Nachkriegswelt noch immer ungebrochen aktuell und spannend.
Ralph ist einer von drei Agenten, die von Europa nach Amerika geschickt werden. Sie sollen einen Sabotage-Akt begehen. Seit dem Ende des dritten Weltkriegs kämpfen die zwei Länder um die Vormacht inmitten einer großteils zerstörten Welt. Die verlassenen Gebiete werden als Stahlwüsten bezeichnet. Zuerst verläuft der Auftrag der drei Agenten nach Plan. Doch kurz vor ihrem Ziel endet die Sabotage in einer Katastrophe. Ralph kann fliehen und kommt dabei einer weiteren Partei auf die Spur. Diese scheint im Hintergrund die Schicksale der beiden Kontinente zu leiten. Ralph muss erkennen, dass es auf der Erde keine wirkliche Freiheit mehr gibt. Die findet man nur noch bei den Verbannten auf dem Mond.
Zwei, drei Sekunden lang war es dunkel, dann leuchtete der Bildschirm grünlich auf, und der zeigerartig rotierende grüne Strich malte das Echobild der Zentimeterwellen: körnige Massen, matt glänzende Flecken und dazwischen schwarze Striche und Dreiecke.
Herbert W. Franke zählt ohne Zweifel zu den produktivsten, einflussreichsten und bekanntesten österreichischen Sci-Fi Autoren. Erst am 14. Mai feierte er seinen 95. Geburtstag. Der Verlag p.machinery widmet sich in einer umfangreichen Werkausgabe dem Schaffen dieses einmaligen Autors. Diese umfasst sowohl Romane, Erzählungen als auch Hörspiele. Man sieht sofort, Franke ist ein sehr umtriebiger Autor (und zusätzlich Wissenschaftler und Sachbuchautor). Die Stahlwüste ist somit nur eines von vielen Werken, in denen sich Franke mit der Zukunft der Menschheit beschäftigt. Aber es ist aufgrund seiner Thematik gerade heute ein enorm brisanter Roman.
Dabei geht es nicht nur um Nachkriegszeit, sondern auch um staatliche Gewalt gegen das Individuum. Der Protagonist in Die Stahlwüste ist den mächtigen Regierungen ausgeliefert und nichts weiter als ein Spielball im Kampf um die Vorherrschaft. Trotzdem versucht er, zumindest in seinem Rahmen und mit seinen Möglichkeiten etwas zum besseren zu ändern. Obwohl Die Stahlwüste ursprünglich aus dem Jahr 1962 stammt, hat der Roman nichts von seiner Wirkung verloren. Auch der Stil von Franke, der sich in knappen Schilderungen stets auf das wesentliche konzentriert, ist immer noch modern und rasant. Egal ob man Die Stahlwüste nur zur Unterhaltung liest oder tiefer blickt und sich auf das Thema konzentriert, es ist und bleibt ein starkes Stück Sci-Fi Literatur.
Die Stahlwüste von Herbert W. Franke, 184 Seiten, erschienen bei p.machinery.