Segen der Erde (c) 2019 Knut Hamsun, Ullstein Verlag(1)

Segen der Erde

Segen der Erde ist einer der bekanntesten Romane des Nobelpreisträgers Knut Hamsun – und einer, der Autoren bis heute beeinflusst.

Isak wandert durch die Wildnis. Er findet einen Flecken Erde, der ihm gefällt. Dort lässt er sich nieder und fängt an ein Haus zu bauen. Er bearbeitet den Boden, er beschafft sich Tiere. Eines Tages taucht Inger bei ihm auf. Sie wird seine Frau. Gemeinsam vergrößern sie ihren Bauernhof. Sie bekommen Kinder. Sie verlieren ein Kind. Immer mehr Tiere finden sich an ihrem Hof. Nachbarn siedeln sich an. Der Bauernhof wächst und wächst, aber Isak und Inger sind genügsame Menschen, sie benötigen keinen Reichtum. Der Wald und die Erde und das Land geben ihnen alles, was sie brauchen.

Am Morgen liegt eine Landschaft mit Wald und Weidemark vor ihm, er steigt hinab, hier ist ein grüner Talhang, weit unten erkennt er den Fluss und einen Hasen, der hinüberspringt. Der Mann nickt, als passte es gerade gut, dass der Fluss nur einen Sprung breit ist. Ein brütendes Schneehuhn flattert plötzlich vor seinen Füßen auf und zischt ihn wild an, und der Mann nickt wieder, hier sind Tiere und Vögel, auch das passt gut!

Knut Hamsun schreibt in einer komplett schlichten und einfachen Sprache. Sie ist geradezu erschreckend direkt und konsequent (Fans von ihm waren u.a Ernest Hemingway, John Fante und Charles Bukowski). In gewisser Weise spiegelt sein karger Stil seine ebenso kargen Figuren und Landschaften wider. Das bedeutet jedoch nicht, dass seine Figuren eindimensional oder simpel wären, ganz im Gegenteil, was sich in Segen der Erde abspielt ist ganz großes Leben. Soll heißen, dass Hamsun es gelingt hier wirklich etwas wahrhaft episches zu kreieren. Es mag merkwürdig anmuten, aber Segen der Erde hat keine richtige Handlung, das alles liest sich sehr episodisch und sprunghaft, aber es funktioniert hervorragend. Man wird in diese Welt, in dieses Land und in dieses Leben hineingezogen, man wird ein Teil davon.

Segen der Erde ist auch gerade wegen Hamsuns Stil selbst nach über 100 Jahren (!) absolut lesenswert. Der Roman liest sich rasant und spannend, obwohl hier nur Alltag beschrieben wird. Vielleicht ist es aber genau deshalb so spannend, weil es halt ein Alltag ist, den moderne Stadtmenschen gar nicht kennen, nämlich der Alltag eines Bauern. Hamsun gelingt es, in den Alltag dieser Bauern (neben Isak und Inger gibt es auch andere Figuren, die eine große Rolle spielen) so viel Leben und Energie zu packen, es ist schlichtweg mitreißend. Über Knut Hamsun als Menschen kann man ja zweifellos geteilter Meinung sein, aber Knut Hamsun der Schriftsteller war absolut brillant und Segen der Erde ist definitiv ein Meisterwerk.

Segen der Erde von Knut Hamsun, 512 Seiten, erschienen im Ullstein Verlag.

Segen der Erde




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