Der Lotuskrieg Band 2: Kinslayer
Zweite Runde für den Lotuskrieg. Im ersten Teil, Stormdancer, hat die junge Yukiko zusammen mit dem Donnertiger Buruu den fiesen Shogun gekillt. Kinslayer, so der Titel des zweiten Teils, setzt unmittelbar danach ein. Die Reste des Shogunats versuchen die alte Ordnung wieder herzustellen. Währenddessen formieren sich aber an verschiedenen Stellen des Kaiserreichs alte und neue Verbündete um erbitterten Widerstand zu leisten.
Unter seinem Ohr stach sie ihm die Nadel in den Schädel und trieb sie nach oben, ins Gehirn. Seinen schwachen Aufschrei erstickte sie mit einem Kuss. Er riss die Augen auf, und sie erwiderte seinen Blick durch einen Tränenschleier. Sie stach ihm die Nadel ins Herz, nur um ganz sicher zu gehen.
In Kinslayer geht es ganz schön zur Sache. Und das gleich auf unglaublichen 700 Seiten. Während der erste Teil sich noch relativ linear mit der Entwicklung der Hauptprotagonistin befasste, gehört der Parkett im zweiten Teil der wilden Steampunk-Trilogie etlichen Nebenfiguren. Der Erzählstrang etwa um die neueingeführte Nebenfigur des „Fäkalienmädchens“ Hana gehört mit zum Stärksten in Kinslayer.
Generell besitzt der zweite Teil mehr Tiefe – erzählerisch wie inhaltlich. Manchmal ufert das Ganze zwar ein wenig aus, doch die Spannungskurve wird von Jay Kristoff konsequent oben behalten. Er zeigt, dass er ein beachtlich niveauvoller Erzähler ist, der die Zügel seiner komplexen Geschichte stets voll im Griff hat. Außerdem dürfte er sich auch seines ausufernden Personals durchaus bewusst sein. So heißt es etwa humorvoll am Anfang des beigefügten Personenregisters: Wer bei allen Höllen sind nochmal diese ganzen Leute?
Vater ist bloß ein anderes Wort für Versager.
Kinslayer ist manchmal recht brutal, weshalb der Fantasy-Epos entgegen der Cover-Aufmachung eher für erwachsene Leser zu empfehlen ist. Die Übersetzung von Aimée de Bruyn Ouboter ist ein echter Glücksfall. Sie schafft es, diesen bestimmt nicht ganz leicht zu übersetzenden Roman, in einer flüssig zu lesenden Prosa zu präsentieren. Das Ende des zweiten Teils ist natürlich mit einem besonders perfiden Cliffhanger versehen, der uns das Warten auf den Dritten und letzten Teil nahezu unerträglich macht.
Allzulange lässt uns der Verlag zum Glück nicht zittern. Anfang Mai soll Endsinger planmäßig bei Cross Cult erscheinen. Wie bereits beim ersten Teil gibt es Kinslayer in zwei Ausführungen: Als einfaches Taschenbuch oder als limitierte Hardcover-Ausgabe mit farbigen Buchschnitt – sehr hochwertig, sehr schön. Zugreifen und versinken.
Der Lotuskrieg Band 2: Kinslayer von Jay Kristoff, 720 Seiten, erschienen bei Cross Cult.