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In a Valley of Violence

Liebe Freunde des seltsamen Films, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Manche Filme sind einfach zu gut für diese Welt. So muss man das sagen. Denn beim heute vorliegenden Film stimmt eigentlich so ziemlich alles. Außer dass er niemanden interessiert hat, weil er wohl halt einfach nicht den Geschmack der Leute getroffen hat. Schade. Aber da kann der Film ja nichts dafür. Der ist top. Lasst euch von mir überzeugen und richtet mit mir gemeinsam den Blick auf In a Valley of Violence

Im Wilden Westen reitet Cowboy Paul (Ethan Hawke) durch die Wüste zusammen mit seiner Hündin Abbie. Der kriegstraumatisierte Paul desertierte aus der Armee und ist nun auf dem Weg nach Mexico. Als die Vorräte knapp werden, hält er im kleinen Ort Denton an. Dort legt sich sogleich Großmaul Gilly (James Ransone) mit dem Fremden an. Paul erträgt dies zuerst mit einer Engelsgeduld, doch als Gilly seinen Hund bedroht, schlägt er ihn kurzerhand K.O. – was sich als folgenschwerer Fehler entpuppt. Denn der Nervsack ist der Sohn des ortsansässigen Marshalls Clyde Martin (John Travolta) und gleichzeitig dessen Deputy. Der besonnene Marshall versucht die Sache friedlich zu schlichten und empfiehlt Paul den Ort zu verlassen und niemals zurückzukehren. Paul will der Bitte auch gerne nachkommen, doch der hitzköpfige Gilly verfolgt ihn. Mit dramatischen Konsequenzen.

In a Valley of Violence ist ein Neo-Western aus dem Jahr 2016 von Ti West. Dieser zeichnet sich für Regie, Buch und Schnitt verantwortlich. Ti West bewies bereits mit The House of the Devil (2009), dass er ein sehr guter Stilist und Kopist – mit durchaus eigener Handschrift ist. Seine Filme zeichnet eine Ruhe, manchmal auch Langsamkeit aus, sind dabei stets elegant fotografiert und auf spezielle Art und Weise sehr cool. Es ist keine Tarantino-Coolness die Wests Filme auszeichnet, oft eher das Gegenteil davon. Die Figuren von In a Valley of Violence verhalten sich fast durchwegs unsympathisch oder dämlich, oft auch einfach sehr menschlich. Das sorgt in vielen Momenten für subtilen Humor und skurrile Situationen. Etwa wenn Nervsack Gilly vor dem Saloon, wie ein Rumpelstilzchen auf und ab läuft und versucht Paul zum Duell herauszufordern – was den ziemlich kalt lässt.

 

Handwerklich ist In a Valley of Violence – man kann es nicht anders sagen – überragend. Die Bildsprache, die Musik, Montage und Schauspieler – das alles kratzt nahezu an der Perfektion. Auf der anderen Seite sieht man aber auch, dass diese Blumhouse-Produktion offensichtlich sehr kostengünstig war. Das macht sich vor allem an dem überschaubaren Personal (leben in diesem Ort etwa nur 10 Menschen?) und den eher kargen Settings bemerkbar. Das wären dann aber schon die einzigen Minus-Punkte an diesem tollen Film. Doch es nutzte alles nichts. Der Film spielte, trotz positiver Kritiken, mit desaströsen 61.797 Dollar in den USA, nicht mal halbwegs seine Produktionskosten ein. Vielleicht war das Drehbuch zu grimmig, vielleicht war das alles doch zu weit weg vom Mainstream-Geschmack. Da konnten auch die wirklich hervorragenden Performances von Ethan Hawke und insbesondere John Travolta nichts daran ändern. Es handelt sich dabei mit Leichtigkeit um John Travoltas beste schauspielerische Leistung seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Interessierte aber keine Sau und In a Valley of Violence verschwand sang- und klanglos in der Versenkung. Ti West darf seitdem anscheinend nur noch bei einzelnen Episoden mittelmäßiger Serien, wie Wayward Pines oder The Exorcist, Regie führen. Eine grobe Verschwendung seines außerordentlichen Talents und man kann nur hoffen, dass sich diese Situation nochmal für ihn ändert.

Dieser Streifen ist ein toller Film für Genießer, die sich in einem Film noch richtig fallen lassen können und nicht ständig in ihrem Smartphone scrollen müssen. Hoffentlich wird er von mehr Menschen entdeckt, die solch ein Handwerk zu schätzen wissen und die Kunde im ganzen Westen verbreiten: In a Valley of Violence ist geile Scheiße!

In diesem Sinne: Howdy Boys ‘n‘ Girls und bleibt seltsam!

In a Valley of Violence

OT: In a Valley of Violence, USA, 2016, Regie und Drehbuch: Ti West, Mit: Ethan Hawke, Taissa Farmiga, John Travolta, u.a.

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