Mein Name ist Nick Granit (c) 2020 Nick Granit, Verlag Krimi Journal(1)

Mein Name ist Nick Granit

Ein bisschen Off-Topic, aber wieso nicht mal wieder eine Buchrezension machen? Vor allem, wenn das Buch so viel Spaß macht wie Mein Name ist Nick Granit.

Nick Granit ist ein Wiener Privatdetektiv aus Ottakring. Er ist nicht gerade der Erfolgreichste seiner Zunft, aber auf einen Schlag rennen ihm Kunden der heimatlichen Baubranche die Tür ein. Ein reiches Pärchen möchte sich gegenseitig Beschatten lassen, ein anderer seinen Kollegen und ehe Nick weiß, wie ihm geschieht, ist er in ein Komplott verwickelt, das auch schnell die ersten Toten fordert. Dazu kommt der russische Geheimdienst, verschiedene verbrecherische Unterwelten, Eskapaden in Swingerclubs, nymphomanische Sekretärinnen, Barschlägereien und eine Journalistin, die Nachts als gewalttätiger Vigilante unterwegs ist. Eigentlich ist Nick, ehemaliger Alkoholiker und noch immer ein bisschen Sexabhängig, ein gemütlicher Zeitgenosse und hat zuerst nur daran gedacht, von allen Seiten abzukassieren, aber bald kann er sich vor Sex und Gewalt nicht mehr retten.

Gewohnheiten geben Halt, wenn man ständig am Abgrund steht.

Der Roman von Nick Granit (der Autor und Hauptfigur in einem ist) ist von Anfang an ein Feuerwerk herrlicher Unterhaltung. Das Buch strotzt vor absurden Wendungen, Witz, Action und einer ordentlichen Portion Sex. Aber immer wieder überrascht der Autor auch mit schonungslos ehrlichen und selbstironischen Einblicken in sein Leben, seine Geschichte und seiner emotionalen Verfassung. Auch wenn Mein Name ist Nick Granit einen Handlungsbogen hat, geht es eben auch viel um die persönliche Seite des Detektivs, nicht nur um den Fall und die Auflösung.

Ich bereitete mich auf das grelle Licht am Ende des Tunnels vor, fest dazu entschlossen, davon wegzulaufen.

Das Buch wirkt ein bisschen als hätten Mickey Spillane und Charles Bukowski im Suff eine wilde Orgie gefeiert und einen literarischen Bastard gezeugt. Man kann Nick Granit zwar noch nicht in eine Liga mit den geistigen Vätern stecken, aber er ist schon auf einem guten Weg. Sein Stil ist zielsicher, präzise und kommt ohne viele unnötige Abschweifungen aus. Manches wiederholt sich zwar, aber das ist bei dem rasanten Spektakel zu verzeihen, weil es immer Schlag auf Schlag weiter geht. Wenn es nicht gerade um die Fälle an sich geht, dann widmet sich der Autor seiner eigenen bewegten Geschichte.

Ich war also wieder am Anfang. Nein, schlimmer. Am Anfang hatte ich Hoffnung.

Mein Name ist Nick Granit schlägt von Anfang bis Ende ein hohes Tempo vor. Es ist kein hoch literarisches, glatt gelecktes, perfekt getrimmtes Werk – und das ist gut so. Es würde weder zu Autor noch zu seinem Protagonisten passen. Das Buch, die Geschichte, der Stil, das alles ist ungehobelt, ungeschlacht und hat Ecken und Kanten, aber genau das macht das Ganze so mitreißend, so authentisch und echt, das selbst die absurdesten Momente glaubhaft erscheinen. Nick Granit hat einen Drive in seinem Schreiben, den vielen anderen Autoren und Büchern fehlt. So roh und ehrlich und absurd wie das Leben selbst. Hoffentlich kommt noch mehr von diesem Autor und Detektiv.

Mein Name ist Nick Granit von Nick Granit, erschienen im Kriminal Journal und im Shop erhältlich.




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