The Witch
Liebe Festgemeinde des unheimlichen Films, willkommen zu einer neuen Ausgabe Wonne aus der Tonne. In der kalten Jahreszeit gruselt sich’s besonders schön, also zündet ein Feuer im Ofen an, lasst es knistern und setzt euch mit einer Tasse dampfenden Tee mit mir zusammen hin und schauen wir sie uns an – die Hexe.
In Neuengland um 1630, wird die eben erst aus England hinzugezogene Familie von William (Ralph Ineson) aus einer kleinen Gemeinde ausgeschlossen. Der strenge Glaube des Vaters an die Bibel – aber nicht der an die Kirche – stößt der puritanischen Gemeinde sauer auf. William sucht nach einer neuen Heimat, in der er mit seiner Frau und den fünf Kindern leben kann. Man wird fündig. Ein beschaulicher Flecken Erde umringt von einem grünen Wald. Als die älteste Tochter Thomasin (Anya Taylor-Joy) mit dem jüngsten Bruder – dem Baby Samuel – ein Spiel spielt, geschieht das Unglück. Einmal nicht hingesehen verschwindet Samuel spurlos. Etwas hat ihn geschnappt und in den Wald gezerrt. Samuel taucht nicht wieder auf. Damit beginnt das Unglück der Familie allerdings erst. War es ein Wolf, der das Baby geschnappt hat. Oder hat ihn sich etwa eine Hexe geholt, die da tief im Wald lebt?
The Witch aus 2015 ist ein schauerromatischer Mystery-Fantasy-Horrorfilm von Regisseur und Autor Robert Eggers, der damit auch sein Langspielfilm-Debüt ablieferte. Eggers gelingt seine düstere Geschichte in tollen Bildern zu erzählen. Das Tempo ist angenehm gemächlich und dennoch – sofern man sich darauf einstellen kann – ist der Film durch seine intensive Atmosphäre von Beginn an nervenzerrend spannend. Der Großteil des Streifens spielt sich auf engem Raum in und um die Farm der Familie ab, fast schon kammerspielartig. Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy (Glass, u.a.), zu Drehzeiten gerade mal 18 Jahre alt, gibt eine beeindruckende Performance ab. Doch nicht minder eindringlich spielt der Rest der überschaubaren Cast. Vor allem auch Ralph Ineson als gottesfürchtiger bis fanatischer Vater überzeugt vollkommen.
Robert Eggers hat sich stark mit der Historie auseinander gesetzt um ein möglichst akkurates Bild der Zeit, der Landschaft und der Bevölkerung nachzuzeichnen. Die Fachpresse hat sein Debüt durch die Bank gefeiert (ebenso wie seinen diesjährig erschienen Film The Lighthouse mit Willem Dafoe und Robert Pattinson), das Publikum blieb indes aus. Nicht ganz unverständlich, ist der Film doch recht speziell und fernab gängiger Filmkonformitäten gebaut. Das macht ihn jedoch auch zu einer angenehmen Abwechslung im Horror-Einheitsbrei ewiger Geisterhausszenarien. Ein fein agierter und bebilderter, ebenso subtiler Schocker mit Killer-Finale, das lange nachwirken dürfte. Für Liebhaber aufgestellter Nackenhaare besonders empfohlen.
In diesem Sinne: Esst noch schnell eure Lebkuchen-Häuser auf, bevor ihr selbst gegessen werdet. Seid nett zueinander und bleibt seltsam!
The Witch
OT: The Witch – A New-England Folktale, USA, Kanada, 2015, Regie und Drehbuch: Robert Eggers, Mit: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Katie Dickie, u.a.
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