Deranged – Geständnisse eines Nekrophilen
Liebe Filmfreunde am Abgrund des cineastischen Schaffens, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne! Der Serienmörder ist ein unerschöpflicher Brunnen wenn es um den Eifer und die Kreativität Filmschaffender geht. Die Thematik fasziniert von jeher und treibt noch heute manch tolle Blüte aus dem Serienkiller-Genre hervor. Von Alfred Hitchcock bis David Fincher hat es viel gegeben. Der heute besprochene Film dreht sich um die Verbrechen eines der berüchtigtsten Killer Amerikas: Ed Gein.
Ezra Cobb (Roberts Blossom) wächst in einer Kleinstadt auf der Farm seiner religiösen Mutter (Cosette Lee) auf. Als die fanatische Mutter stirbt bleibt der entwicklungsverzögerte Mann mittleren Alters allein zurück. Bald darauf lernt Ezra die exzentrische Maureen kennen. Als jene sich Ezra sexuell nähern möchte, dreht dieser spontan durch und ermordet sie. Der Mord an Maureen ist jedoch nur der Auslöser für eine ganze Reihe abscheulicher Verbrechen, die Ezra in weiterer Folge begehen wird.
Deranged – Geständnisse eines Nekrophilen erzählt – wie eingangs erwähnt – eine fiktionalisierte Geschichte um den realen Serienmörder Ed Gein. Die Taten des verhaltensgestörten Mannes inspirierten die Filme Psycho von Alfred Hitchcock und Blutgericht in Texas (The Texas Chainsaw Massacre) von Tobe Hooper. Diese konzentrierten sich dabei aber immer nur um Teilaspekte, wie den Mutterkonflikt, das Ausgraben von Leichen oder aber kannibalistisches Verhalten. Deranged – Geständnisse eines Nekrophilen nimmt sich zwar ebenfalls viele kreative Freiheiten, doch bleibt der Film im Kern der Geschichte von Ed Gein treu – und bietet damit die bis heute trefflichste Verfilmung des Stoffes. Wir dürfen Ezras Entwicklung vom verhuschten Landei zum skrupellosen Mörder – sowie ein kreatives Verhalten seine Opfer zur Innendekoration werden zu lassen – quasi in Echtzeit miterleben. Bis seine Taten, aus denen er scheinbar auch nie einen Hehl machte, auch von seinem näheren Umfeld wahrgenommen werden.
Der Film ist auffällig gut gealtert und kann auf faszinierende, wie unangenehme Weise unterhalten. Der große Trumpf des Streifens ist sicherlich Hauptdarsteller Robert Blossoms, der eine angenehm zurückhaltende und gerade deshalb unheimliche Performance abliefert. Seinen Ezra Cobb möchte man eben so oft in den Arm nehmen, wie man ihn aufgrund seiner Verbrechen verabscheut. Der schlanke Schauspieler dürfte übrigens vielen in seiner Rolle als „der alte Marley“ im Film Kevin allein zu Haus in Erinnerung geblieben sein. Deranged – Geständnisse eines Nekrophilen artet nie ins Spekulative aus und setzt auch die Morde nicht ins Zentrum des Geschehens. Doch reichen hier oft die Andeutungen um eine höchst unangenehme Wirkung zu erzielen. Das Finale ist dann sogar recht heftig geraten. Mit seinen 80 Minuten Laufzeit geht der Film runter wie Butter.
Obwohl mit durchaus wohlwollender Kritik ausgestattet, blieb der Film ein moderater Erfolg und verschwand mehr und mehr aus dem kollektiven Gedächtnis der Filmwelt. Die Helden des Labels Wicked Vision Media haben den Film nun als Mediabook anlässlich seines 45. Geburtstags rausgebracht. Es ist eine wunderschöne Edition geworden mit jeder Menge interessanten Bonusmaterial sowie einem informativen Begleittext, die allen Interessierten ans Herz gelegt sei! Eine echte Wiederentdeckung, die sich für viele lohnen dürfte. In diesem Sinne: Hört auf eure Mamas und bleibt seltsam!
Deranged – Geständnisse eines Nekrophilen
OT: Deranged, Kanada, USA 1974, Regie: Jeff Gillen, Alan Ormsby, Drehbuch: Alan Ormsby, Mit: Roberts Blossom, Cosette Lee, Leslie Carlson u.a.
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