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Jahrescharts der Redaktion 2018: Film

Hammerhart – Starke Leistungen

Nicht nur dass Joaquin Phoenix in A Beautiful Day eine seiner intensivsten Leistungen abliefert, ist der Film auch ein intelligente und glaubwürdige Mischung aus (Rache-)Thriller und Charakterstudie – erinnert ein wenig an Taxi Driver. Tausendsassa James Franco überrascht in The Disaster Artist mit einer angenehm subtilen Darstellung des verschrobenen „Genies“. Auch wenn Molly’s Game als Gesamtwerk durchwachsen ist, bleibt eines überdeutlich haften: Jessica Chastain kann einfach alles spielen.

Man zögert, weil man sich ja noch so viel mehr von Margot Robbie wünscht. Aber vielleicht ist I, Tonya dennoch jetzt schon die Rolle ihres Lebens. Starker Anfang vs. unausgegorenes Ende. Alles in allem ist Game Night aber ein unterhaltsamer Spaß. Großer Pluspunkt: Jesse Plemons als schräger Nachbar. Wie ein Spieleabend mit den richtigen Freunden. Weniger spaßig, dafür umso eindringlicher war Yorgos Lanthimos beinahe griechische Tragödie The Killing of a Sacred Deer. Sein bisher zugänglichster, aber auch stimmigster Film. Leigh Whannell (Co-Drehbuchautor von Saw) hat mit seiner erst zweiten Regiearbeit Upgrade einen der intelligentesten und besten Sci-Fi Filme des Jahres abgeliefert, der nicht nur interessante Fragen stellt, konsequent in seiner Ausführung ist, sondern auch mit seiner Mischung aus Action und ja, auch Humor, unglaublichen Spaß macht.


Einheitsbrei – Wo ist die Geld zurück Garantie?

Black Panther und Oscar-Chancen? Echt jetzt? Wie viel Geld musste Disney rausdrücken, um ernsthaft in Erwägung gezogen zu werden? In Wahrheit der schwächste MCU-Streifen der vergangenen Jahre. Die Verlegerin ist typische Oscar-Bait von Steven Spielberg. Langweilig, Spannungsarm und mit Schauspielern, denen man förmlich ansieht, wie sie um einen Oscar betteln. Winchester hat eine tolle Besetzung in einem völlig uninspirierten Geisterhausfilm, der besonders unoriginellen Sorte. Red Sparrow ist der Versuch eines weiblichen James Bond und weiß trotzdem nicht, was es sein will. Er ist nicht glaubwürdig genug um mit einem Film A Most Wanted Man zu konkurrieren, zu wenig übertrieben um Spaß zu machen (da schaut man lieber Atomic Blonde) und nimmt sich selbst viel zu ernst, ohne jedoch die Actionhöhen eines Jason Bourne zu erreichen.


Warten lohnt sich (hoffentlich) – Vorfreude auf nächstes Jahr

Ob Fortsetzungen wie Creed II, Terminator 6 oder die Trilogie-Abschlüsse Glass und John Wick: Kapitel 3, sie geben bisher Anlass zur Vorfreude, denn vielversprechend wirken sie allesamt, auch wenn die Erfahrung zeigt, dass die Vorfreude bei Fortsetzungen oft enttäuscht wird. Noch spannender ist da jedoch der neue Film von Quentin Tarantino, dessen Drehbuch zu Once Upon a Time in Hollywood positiv mit Pulp Fiction gleichgesetzt wurde – ob es diese gigantischen Vorschusslorbeeren auch verdient, wird sich zeigen.

Nostalgisch wird es mit The Old Man & The Gun, angeblich wird es der letzte Auftritt von Robert Redford werden. Nach dem überraschend guten The Big Short widmet sich Adam McKay mit Vice der Politik – Christian Bale und Sam Rockwell wirken jedenfalls großartig in den Rollen von Dick Cheney und George W. Bush. Chaos Walking (Drehbuch u.a. von Charlie Kaufman), Ad Astra und Captive State geben Hoffnung für das Sci-Fi Genre – ganz zu schweigen vom angeblichen neuen Masters of the Universe (aber das glauben wir erst, wenn der Film im Kino ist). Spannend wird sicher auch Joaquin Phoenix als neuer Joker, einfach weil alles was der Mann spielt sehenswert ist.

Mit Call of the Wild kommt der heute etwas in Vergessenheit geratene Jack London hoffentlich wieder in Mode. Selbst wenn der Film nichts wird, werden danach vielleicht mehr Leute wieder seine Bücher lesen. Ob man die Filme von Yorgos Lanthimos mag oder nicht, entscheidet jeder für sich. Tatsache ist aber, dass er wohl zu den spannendsten und originellsten Filmemachern der Gegenwart zählt und allein deshalb sollte man The Favourite im Auge behalten.


Hätte man ruhig verpassen dürfen

Tom Hardy und Co. schleppen sich lustlos durch den dämlichsten Superhelden-Film seit Fantastic Four. Venom wird von den Kritikern gehasst, vom Publikum deutlich wohlwollender aufgenommen. Aber warum? Jason Statham vs. Urzeit-Mega-Hai. The Meg klingt doch supergeil! Ist aber eigentlich doch ziemlich peinlich. Deadpool 2 erzählt denselben, schon beim ersten Mal nicht gerade neue Schmäh, frisch aufgekocht und aufgetischt. Und die Massen rennen die Kinotüren ein. Die Zitrone wird jetzt zu Weihnachten mit einer erneuerten PG-13-Version neuerlich ausgequetscht. Wer kann, der kann.


Verpasst, aber man hört nur Gutes

A Star is Born ist zwar die x-te Verfilmung des Stoffes – diesmal von und mit Bradley Cooper und Lady Gaga. Soll sensationell sein und ziemlich heftig. Pixar, die Könige der späten Fortsetzung, liefern 14 Jahre nach ihrem Hit-Film mit Incredibles 2 ein Sequel, das alle begeistert. Schnell ein Alibi-Kind ausleihen und reingehen. Drew Goddard soll mit Bad Times at the El Royale den besten Tarantino-Film seit Reservoir Dogs gemacht haben. Ob es stimmt bleibt abzuwarten. Die Besetzung (Jeff Bridges, Dakota Johnson, Jon Hamm, Chris Hemsworth, etc.) macht auf jeden Fall mal Lust.

Eine unerwartete Fortsetzung ohne Regisseur und Hauptdarstellerin des ersten Teils: Sicario 2 sorgte erst allerorts für Stirnrunzeln, wurde dann aber von der Kritik überaus wohlwollend aufgenommen. Wir sind gespannt. Nach Jahren gezeichnet von Flops und künstlerisch sowie kommerziell bedeutungslosen Filmen soll Spike Lee mit Blackkklansman mal wieder ein richtig großer Wurf gelungen sein. Angeblich ziemlich schlau und lustig. Und mit Adam Driver als Verkaufsargument.


Verpasst, aber man hört auch nix Gutes

Die heiß erwartete Fortsetzung Mama Mia, here we go again soll sogar den Hardcore-Fans zu peinlich gewesen sein. Glauben wir gerne. The Girl in the Spider’s Web klang eigentlich recht vielversprechend und soll auch nicht in jeder Hinsicht ein Fehlschlag sein. Aber alles in allem wohl doch eher ein lauer Furz. Schade drum. Bad Spies ist angeblich so lustig, wie eine Darmspiegelung. Schade um das involvierte Talent. Die Mehrheit meint: So schlimm sei Solo: A Star Wars Story nun auch wieder nicht gewesen. Nur vergessen hat man ihn sehr schnell wieder. So wie wir vergessen haben, hierfür ins Kino zu gehen. Robin Hood – Hat irgendjemand wirklich geglaubt, dass die Welt dringend eine weitere Verfilmung von Robin Hood braucht? Wir nicht.


Filme, die ruhig mehr Menschen hätten sehen dürfen

Operation: Overlord ist ein WKII-Pulp-Horrorthriller in Perfektion. Wer könnte das nicht lieben? In den USA war A Quiet Place ein Riesenhit, bei uns schnell aus dem Kino wieder verschwunden. Ein wirklich origineller Sci-Fi-Horror und meisterhaft inszeniert. A Beautiful Day ist nicht nur eine schauspielerische Tour de Force von Joaquin Phoenix, sondern auch für den Zuschauer. A Simple Favor ist ein unterhaltender Mommy-Noir-Thriller mit den völlig entfesselten Darstellerinnen Anna Kendrick und Blake Lively. Paul Feig ist damit rehabilitiert, vorerst.

Hoffentlich verpassen nicht zu viele Spider-Man: A New Universe, den – nach Infinity War – eindeutig besten Superhelden-Film des Jahres. Einen der besten Sci-Fi Filme des Jahres konnte man bei uns leider gar nicht sehen und haben alleine deshalb zu viele Leute gezwungenermaßen verpasst: Upgrade mit Logan Marshall-Green als Hybrid aus Mensch und Maschine, sollte man unbedingt im Heimkino nachholen.

Co-Autoren: Benedict Thill, Christoph Stachowetz




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