Black Mask
Liebe Leserschaft mit Hang zum filmischen Abseits! Nun schreibe ich also doch schon seit eineinhalb Jahren diese wunderbare Filmkolumne. Ich wühle hier in den Untiefen des filmischen Schaffens, betrete Pfade, die sich sonst kaum jemand zutraut, um feine Rohdiamanten für euch herauszupicken. Aber was gab es hier noch nie? Richtig! Einen asiatischen Film! Unglaublich! Also höchste Zeit, das zu ändern. Unser erster Vertreter aus Fernost kommt aus Hongkong und heißt:
Black Mask
OT: Hak hap, Hongkong, 1996, Regie: Daniel Lee, Drehbuch: Teddy Chan, Mit: Jet Li, Ching Wan Lau, Karen Mok, u.a.
Die Eliteeinheit 701 besteht aus operativ modifizierten Supersoldaten. Ihnen wurde das Schmerzempfinden genommen, damit sie quasi unbesiegbar sind. Tsui Chik (Jet Li) ist einer dieser Soldaten. Er ist untergetaucht, weil er mit den Methoden des Teams nicht einverstanden ist. Als seine ehemaligen Kollegen ein Blutbad in der Hongkonger Unterwelt anrichten, um selbst die Kontrolle über den Drogenmarkt zu bekommen, zieht sich Tsui Chik einen schwarzen Mantel an, eine Maske und einen schwarzen Hut – und kämpft Seite an Seite mit dem befreundeten Super-Cop Shek (Ching Wan Lau) gegen die bösen Buben.
Black Mask ist eine Comic-Verfilmung aus der Mitte der 90er Jahre. Sein absolutes Nichts an Handlung versucht der Streifen von Minute eins an mit übermäßiger Action zu kompensieren. Action, wie sie nur aus Hongkong kommen kann. Mir fehlt das Vokabular, um dieses Krach-Wumm zu beschreiben. Also sag ich nur: Krach-Wumm. Mega Krach-Wumm! Wenige Jahre später hat der Choreograph der Martial-Arts-Szenen, Yuen Woo Ping, auch jene von Matrix gestemmt. Noch Fragen? Die Hau-drauf-Szenen sind teilweise derart rabiat, dass sie schon fast am Rande des Splatterfilms stehen. Da werden Knochen gebrochen, Hände und Arme abgehakt, Köpfe eingeschlagen, bis zum Geht-nicht-mehr.
Das führt uns dann auch gleich zum Hauptthema, wenn es um diesen Film geht: die Gewalt und das daraus resultierende weltweite Fassungschaos. Man kann sagen, es gibt zwei „Hauptfassungen“, auf denen alle anderen basieren. Es gibt die Hongkong-Fassung, die im Kino noch ungekürzt lief, später dramatisch Federn lassen musste für die Heimkino-Auswertung. Dann gibt es als weitere „Hauptfassung“ die internationale Fassung. Für den westlichen Markt wurde ein kompletter Neuschnitt zusammengestellt, der Szenenreihenfolge veränderte (somit auch nicht immer logisch ist), viele Handlungs- und Gewaltszenen strich und somit 15 Minuten kürzer als die HK-Fassung ist.
Das deutsche Filmlabel TVP (The Vengeance Pack) – das auf Fernöstliches spezialisiert ist – hat das Unmögliche nun möglich gemacht: In einer liebevoll aufgemachten, aber auch sauteuren, 4-Disc Deluxe-Ausgabe, haben sie den Film Black Mask nun in vier verschiedenen (ungekürzten) Schnittfassungen dem deutschsprachigen Publikum zugängig gemacht. Eine wahre Meisterleistung!
Der Film selbst ist optisch nun wirklich toll anzusehen. Natürlich muss man das Übertriebene an diesen Streifen mögen. Denn hier ist wirklich alles übertrieben. Das Schauspiel, die Gewalt, der Humor – alles nahe dran an der Hysterie. Wer sich darauf einlassen kann, wird dafür mit einer der außergewöhnlichsten Comic-Verfilmungen aller Zeiten belohnt.
Ich sehe nur noch fliegende Füße und Fäuste. Nach so viel Getöse, brauch ich’s nun mal wieder einen Gang sanfter. Oder zumindest langsamer. Lasst euch überraschen, welchen Filmschatz ich euch beim nächsten Mal um die Ohren haue und bleibt seltsam!