Boy Soldiers
Werte Tonnen-Community! Das wirklich schöne an meiner Kolumnen-Arbeit ist, dass ich mir bei den Ausgrabungen miesen Filmmaterials für nichts zu schade sein muss. So darf ich mir unter dem Deckmantel meiner „journalistischen Tätigkeit“ so manchen Mist reinziehen, was man sonst nie öffentlich zugeben würde. Auf diese Art habe ich schon mehr als einmal einen unerwartet guten Griff gehabt. So auch hier: Ein guilty-pleasure-movie par excellence! Und ein weiterer Beweis dafür, dass die frühen 90er die wüstesten 80er waren.
Boy Soldiers
OT: Toy Soldiers, USA, 1991, Regie: Daniel Petrie Jr., Drehbuch: David Koepp, Daniel Petrie Jr., Mit: Sean Astin, Andrew Divoff, Louis Gossett Jr., u.a.
In einem elitären Buben-Internat, irgendwo in den USA, lebt Billy Tepper (Sean Astin), ein junger Rebell, der mit seinen aberwitzigen Aktionen zu gleichen Teilen Ärgernis wie Bewunderung von Dean Parker (Louis Gossett Jr.) erntet. Als die gesamte Schule plötzlich von kolumbianischen Terroristen übernommen wird, sind es Billy und seine Bande, die erstaunlichen Widerstand leisten.
Der Film Toy Soldiers von Daniel Petrie Jr. wird in der deutschen Fassung kurzerhand zu Boy Soldiers. Klar, warum nicht! Der Regisseur überarbeitete das Drehbuch von David Koepp und siedelte die Geschichte anstatt in Europa in den USA an. Daniel Petrie Jr. war vorher vor allem als Drehbuchautor umtriebig. So gehen u.a. die Bücher von Beverly Hills Cop, Mörderischer Vorsprung und Scott & Huutch auf sein Konto. Danach „glänzte“ er mit der grottigen Vollidioten-Komödie In the Army now. Hier gelang ihm im Gegensatz dazu ein wirklich netter Bubenfilm!
Boy Soldiers ist ein überaus unterhaltsamer Hybrid aus Die Goonies und Stirb langsam. Ein Produkt seiner Zeit, wie es wirklich nur damals möglich war. So wird das naive Bubeninternats-Abenteuerfilmchen eben mit blutigen Shootous gepaart, wie sie selbst Stallone alle Ehre machen würden. Die Hauptrolle des gewieften Schuljungen Billy Tepper übernahm Sean Astin, der einer breiten Masse vor allem als Samweis Gamdschie in der Herr der Ringe-Trilogie auf die Nerven gefallen sein dürfte. Eine Begabung, die man ihm auch hier durchaus attestieren kann. Besonders schräg mutet an, dass Astin bei Dreh auch schon über 20 war, was vor allem seine Oberkörperbehaarung nicht verleugnen kann. Die Jungs aus seiner Film-Gang dürften im selben Alter (oder noch älter) sein. Während der Rest der Schüler im Hintergund im „richtigen“ Alter zwischen 14-16 Jahren sein dürften. Nevermind. Die Cast von Beverly Hills 90210 war bei Serienstart schließlich auch schon über 30. Sehr skurril sind übrigens alle Szenen, die sich in den Schlafräumen der Jungs abspielen, wenn plötzlich alle nur noch in weißen Schlüpfern rumstehen und diskutieren – wo einmal mehr deutlich wird, dass das wohl kaum Teenager sind, die da ihre Bodys präsentieren.
Andrew Divoff darf mal wieder den Bösewicht spielen. Das macht er tadellos. Laut Eigenaussage war dies seine Lieblingsschurkenrolle. Ganz so toll muss man’s dann doch nicht finden. Aber es geht schon völlig in Ordnung. Louis Gossett Jr. als Dean Parker darf dann die väterliche Sympathiefigur spielen. Auch das funktioniert einwandfrei. Letztlich ist es die gut umgesetzte Action, die diesen No-Brainer sehenswert macht. Und dass keine Sekunde Langeweile aufkommt, die zulassen könnte, dass man sich dann doch mal den einen oder anderen Gedanken zur ausbleibenden Logik macht. Eben ein klassischer Fall von Bier auf und Hirn aus. Für Buben von 14-68 Jahren besonders geeignet.
Zeit also, heute mal wieder den weißen Schlüpfer auszupacken, um die Frau damit zu erfreuen. Wir lesen uns in zwei Wochen wieder. Insofern: Sauber – und vor allem seltsam bleiben!