Jahrescharts der Redaktion 2016: Film (Teil 1)
Style over Substance
Man kann über Nicolas Winding Refn sagen, was man will, aber eines muss man ihm lassen: Seine Filme sehen immer gut aus, auch wenn sie mal so schmutzig-düster wie Bronson sind. Im Falle seines neuesten Werkes The Neon Demon sieht er sogar so gut aus, dass er dabei ein wenig den Inhalt vernachlässigt – und wenngleich The Neon Demon sein teilweise lustigster Film ist und die Oberflächlichkeit der Handlung und Figuren sicher auch der Thematik geschuldet ist, wäre etwas mehr Substanz nicht abträglich gewesen. Ähnlich aber doch in einigen Aspekten anders verhält es sich mit Quentin Tarantino und seinem zweiten Western The Hateful Eight. Auch er ist einer, der stets mehr Wert auf coole, stylische Inszenierung legt, als auf Inhalt, doch gerade bei einem derartigen Kammerspiel vermisst man den Inhalt dann doch schmerzlich. Wie auch Nicolas Winding Refn beweist Tom Ford in seinem zweiten Film Nocturnal Animals vorwiegend Gespür für die formale Gestaltung: Brillantes Set- und Kostümdesign, eingehüllt in einer ausdrucksstarken Farbgebung und angereichert mit genug schauspielerischem Talent, um seine Zuseher wortwörtlich umzuwerfen. Schade, dass das Drehbuch und dessen Umsetzung einfach nicht mithalten kann. Das Marvels Doctor Strange nicht als zurückhaltendes Drama geplant war, dürfte wohl nicht verwunderlich sein. Die wirklich langweilige Rahmenhandlung mitsamt seiner leblosen Figuren kann auch auch die trippigste SFX-Sequenz oder in sich verschachteltste Metropole wieder ausbügeln.