Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht
Star Wars: Das Erwachen der Macht unterhält und ist spannend, mit einer ordentlichen Portion Nostalgie und überraschend gelungenen neuen Figuren. J.J. Abrams macht eigentlich nichts falsch, trotzdem ist die Handlung einfallslos und vorhersehbar. Ein wenig überraschender, aber durchaus gelungener Einstand in eine neue Trilogie. Luke Skywalker (Mark Hamill) ist seit dem Debakel mit seinem Jedi-Schüler Kylo Ren (Adam Driver) verschwunden. Der fanatische Darth Vader-Fan und die bereits in überraschender Stärke durchs Weltall ziehende First Order suchen nach dem legendären Jedi-Ritter. So auch der Widerstand, angeführt von Prinzessin Leia (Carrie Fisher) und ihrem tollkühnen Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac), der das fehlende Kartenstück auf seinen Droiden BB-8 speichert. Poe wird von der First Order geschnappt, kann aber mit Hilfe von Finn (John Boyega), einem Soldaten der First Order, fliehen.
Der Droide BB-8 gelangt zufällig in die Hände von Rey (Daisy Ridley), die auf dem Wüstenplaneten, der übrigens nicht Tatooine ist, lebt und die Wracks alter Sternenzerstörer plündert um die Teile zu verkaufen. Natürlich tun die Guten immer das Richtige und so kommt es, wie es kommen muss, Rey und Finn treffen auf Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca (Peter Mayhew) und schließen sich mit ihnen dem Widerstand an. Rey wird von Kylo Ren geschnappt, der sich nichts sehnlicher wünscht, als seinen alten Mentor Skywalker in die Finger zu kriegen. Während der Widerstand mit allen Mitteln den Angriff des Starkiller-Planeten der First Order aufhalten muss und Rey aus den Händen des Bösen befreit werden soll, kommt es zum großen Showdown.
Auch wenn die Handlung von Star Wars: Das Erwachen der Macht auf den ersten Blick etwas konfus und überladen wirkt, kann man sie eigentlich summierend als simples Aufwärmen von Star Wars: Eine neue Hoffnung ansehen. Die Geschichte ist beinahe Ident, lediglich die Figuren wurden ausgetauscht bzw. bekamen andere Funktionen zugewiesen. Von daher bietet der neue Teil relativ wenig an Überraschungen oder unvorhergesehenen Wendungen, nicht zuletzt auch deshalb weil Abrams scheinbar zu sehr bemüht ist es (beinahe) allen Recht zu machen, indem er sich klassischer und teils auch klischeehafter Star Wars-Tropen bedient. Anstatt mit Star Wars: Das Erwachen der Macht inhaltlich neue Wege zu gehen und eine eigene Geschichte zu erzählen, stützt sich Abrams lieber auf Altbekanntes und Nostalgie. Das funktioniert nur insoweit, dass man sich nicht mehr als einen unterhaltsamen, actionreichen Film erwarten darf. Von der Originalität des ursprünglichen ersten Teils (Eine neue Hoffnung) bzw. der originalen Trilogie, was Figuren- und Planetendesign und Mythenbildung betrifft, ist Das Erwachen der Macht weit entfernt. Zumindest in Hinsicht auf die erzählte Geschichte.
Anders verhält es sich da schon mit den Figuren. Angefangen vom Sturmtruppen-Soldaten Finn, der entgegen seiner genetischen Programmierung als gedankenloser Fußsoldat erkennt, dass die First Order nicht die erhoffte Rettung der Galaxis ist, über den herzhaften Androiden BB-8, der das wahre emotionale (und oftmals auch humoristische) Zentrum des Films ist, bis hin zu Rey, die sich als überraschend emanzipierte und tatkräftige weibliche Protagonistin im Star Wars-Universum entpuppt. Doch was wäre Star Wars ohne einen überzeugenden Antagonisten? Während die Episoden I-III an dieser Front gravierende Mängel aufwiesen, kann man im Falle von Das Erwachen der Macht aufatmen. Adam Driver überzeugt als innerlich geplagter, der dunklen Seite verfallener, ehemaliger Jedi-Schüler, der zwar ein Faible für Darth Vader hat, aber dem Zuschauer dennoch eine andere Seite offenbart. Mit wenig Zeit außerhalb seiner Maske, aber gekonnt eingesetztem Minenspiel gelingt es Driver seinem Antagonisten eine verletzliche Seite abzugewinnen und Kylo Ren damit zu einem der komplexesten Star Wars-Bösewichtern zu machen.
Während also die Handlung an mangelndem Einfallsreichtum kränkelt und die Figuren und die durch ihr Zusammenspiel resultierenden Dialoge viel davon wieder gut machen, bleibt ein doch überaus unterhaltsamer Film übrig. Zwar hat er auch seinen fairen Anteil an Plot-Löchern und einen enttäuschend schlecht animierten Andy Serkis, der zu einem der besten Motion Capture-Schauspielern geworden ist und sich demnach eine weitaus bessere visuelle Darstellung seiner Figur auf der großen Leinwand verdient hätte, doch auf der anderen Seite wiederum genug spannende und atmosphärische Momente und nicht zuletzt auch gelungene Laserschwert-Kämpfe um über die negativen Aspekte hinwegzutäuschen. Wieso jedoch gerade bei Serkis Charakter so eklatant gespart wurde und er dadurch zu einem überdimensionierten, billigen Gollum-Verschnitt verkommt, ist rätselhaft und vermittelt ein wenig den Eindruck, als hätte man es eilig gehabt den Film noch schnell vor Weihnachten fertigzustellen. Ein bisschen mehr Überarbeitung und Feinschliff hätte im Gesamten nicht geschadet.
Aber die Essenz bleibt erhalten, Star Wars: Das Erwachen der Macht ist eine würdige Fortsetzung der Filmreihe und ein gelungener Start in eine neue Trilogie, die noch viel Potenzial und Luft nach oben hat. Der entscheidende Faktor bei jedem Teil ist ohnehin nur die Frage, ob der Film unterhält oder nicht? Im Falle von Star Wars: Das Erwachen der Macht kann man, trotz einiger Mängel, mit einem ganz klaren ja antworten. J.J. Abrams hat Star Wars wieder unterhaltsam, spannend und humorvoll gemacht.
Regie: J.J. Abrams, Drehbuch: Lawrence Kasdan, J.J. Abrams, Michael Arndt, Darsteller: Harrison Ford, Mark Hamill, Carrie Fisher, Adam Driver, Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Domhnall Gleeson, Andy Serkis, Filmlänge: 135 Minuten, Kinostart: 17.12.2015, de.starwars.com