Soulitaire – I Believe In Rainbows
Martin Rotheneder gelingt mit dem ersten Album seines Ein-Mann-Soloprojektes Soulitaire ein verträumt progressives Stück Singer-Songwriter Musik, das vor allem durch gekonnt inszenierte Intimität überzeugt. Der studierte Jazzgitarrist ist auf dutzenden Alben zu hören und teilt mit Größen wie Julian Le Play und Lemo regelmäßig die Bühne. Mit seinen Bands I Am Cereals und The Black Riders war und ist er außerdem regelmäßig auf FM4 zu hören. Entstanden ist das Projekt Soulitaire aus dem Zufall heraus: „Ich fand in einem Backstage-Raum damals eine alte, kaputte Gitarre, der ich dann eher spontan diesen Song entlockte. Ich nahm den Gitarrenpart gleich dort mit meinem iPhone auf und sang später im Studio den Gesang dazu ein. In Between This Noise – das war das allererste Soulitaire Stück, aus dem heraus das Projekt entstand.” Das Debütalbum I Believe In Rainbows ist in kompletter Eigenproduktion im 12 Quadratmeter großen Arbeitszimmer von Martin Rotheneder entstanden und besticht besonders durch Intimität und musikalisches Können.
Sanft und doch ruckartig lassen einen die ersten Momente des Albums mit Everytime in die Welt von Soulitaire eintauchen. Von Beginn an vermittelt die gefühlvoll gespielte Gitarre in Verbindung mit der sanft eingesetzten Stimme ein durchwegs positives Grundgefühl, das ein romantisches, schon fast verspieltes Bild von Einsamkeit und Sehnsucht zeichnet. Eines wird sehr schnell klar: Martin Rotheneder weiß durchaus mit seiner Gitarre umzugehen. Auch wenn Songs wie Start A Movement und No musikalisch nicht über alle Maße anspruchsvoll sind, zeigt sich sein Können an der Gitarre im Detail. Wie man einen an sich simplen Akkord interessant macht, wie man die Saiten der Gitarren anschlagen muss, wie, wo und wie viel Druck man genau ausüben muss – all das und noch viele weitere Faktoren tragen dazu bei, dass eine Gitarre so gut klingt wie auf I Believe In Rainbows. Dieses Wissen muss man sich durch jahrelange Erfahrung aneignen und dass Martin Rotheneder das getan hat, beweist er mit diesem Album.
Zu hören ist fast durchgehend immer nur eine Gitarrenspur, bei der die Gitarre gleichzeitig als Akkord-, Melodie- und Perkussionsinstrument eingesetzt wird. Bei Songs wie New Breed und All Of My wird sie außerdem leicht angezerrt, was das Klangbild des ganzen Albums ein wenig auffrischt und als Kontrapunkt zu der sonst sehr klaren Färbung der Songs steht.
Insgesamt klingt I Believe In Rainbows sehr intim und Martin Rotheneder scheint mit seiner Musik schon fast verletzlich nah am Hörer zu sein. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Dynamik, also die vielen verschiedenen Lautstärken, die zum Beispiel bei Start A Movement hören sind. Es scheint sehr viel Emotion in das Gitarrenspiel geflossen zu sein. Es wirkt so, als hätte sich die Musik dem Herzschlag des Interpreten angepasst oder umgekehrt. Martin Rotheneder atmet mit seiner Musik und das hört und spürt man. Der konträrste Song des Albums ist ganz klar In Between this Noise, der – wie eingangs erwähnt – in einem Backstage-Raum mit einer beschädigten Gitarre und einem iPhone aufgenommen wurde. Trotzdem fügt sich auch In Between this Noise problemlos in den gut gewählten Ablauf ein.
I Believe In Rainbows will als Ganzes gehört und verstanden werden. Man fühlt sich an einen warmen Spätsommernachmittag versetzt, an dem man im leicht von der Sonne ausgetrockneten Gras liegt und Löcher in die Luft starrt. Es ist diese vertraute Art der Intimität, die dieses Album so gelungen macht. Martin Rotheneder beherrscht sein Instrument und seine Stimme. Er weiß wie man Emotionen und Stimmungen durch Musik vermittelt. Soulitaire ist ein gelungenes Projekt und I Believe In Rainbows ein würdiges Debütalbum.
Soulitaire – I Believe in Rainbows, Violet Noise Records, www.soulitairemusic.com (Album-Release: 4. November 2016)